Von Astronauten, Aliens und KI - Diese 13 Science-Fiction-Filme müssen Sie gesehen haben

Vor Stanley Kubricks „2001“ sahen Roboter noch aus wie Jukeboxen auf Beinen und fungierten als Helfer von Raumreisenden, deren Transportmittel spitze Raketen waren oder (meist Kennzeichen für Außerirdische) flache Untertassen. Mit „2001“ änderte sich 1968 alles – das Science-Fiction-Genre verlor – dank größerer Budgets, komplexerer Storys und verbesserter Spezialeffekte – den Ruf einer albernen Märchenstunde für Traumtänzer und wurde Blockbustergenre. Hier sind 13 „moderne“ Sci-Fi-Klassiker, die zu Ihrem Filmkanon zählen sollten.
Regie: Stanley Kubrick
Worum es geht: Ruhig gleitet Stanley Kubricks Meisterwerk „2001: Odyssee im Weltraum“ dahin, eine kleine Geschichte der Menschheit, die, als sie – in der Frühzeit noch recht äffisch – von einem außer-respektive überirdischen Schöpfungsquell mit Intelligenz bedacht wird, diesen Hauptgewinn aber sogleich zum Töten nutzt. Eine Geschichte, die sich dann Hunderttausende Jahre später an Bord des Raumschiffs „Discovery“ wiederholt, als sich der Astronaut Dave Bowman (Keir Dullea) des mordbereiten HAL 9000 entledigen muss.
„Ich habe Angst, Dave!“, hört man den Computer sagen. „Mein Verstand schwindet. Ich kann es fühlen.“ Es war unsere erste Kino-Begegnung mit KI – Künstlicher Intelligenz. Damals, als Rechner von unserem Alltag noch ein paar Jahre entfernt waren, war uns dabei gar nicht so unwohl zumute. Schön spannend und der Mensch hatte ja am Ende die Maschine übertölpelt, bevor er dann von Gott (oder so) übertölpelt wurde. Der Zuschauer wurde vom Look überwältigt: Endlich sahen Raumschiffe und Raumstationen „echt“ aus.
Wo ich es sehen kann: auf DVD, BluRay, 4K; streambar bei Prime Video, Apple TV, Magenta TV, Youtube Store (gegen Gebühr)
Regie: Steven Spielberg
Worum es geht: Es war einmal in der Zeit, als die Polkappen geschmolzen waren und die Wolkenkratzer Manhattans bis zum Nabel im Wasser standen. In diesen Tagen gab es einen Jungen namens David, der war nicht wie die anderen Jungen. Wo die anderen ein Herz hatten, waren bei ihm Drähte, Metall, Kunststoff. Er liebte seine Mami, doch die brachte ihn eines Tages in den Wald und ließ ihn dort mit seinem Teddy zurück. Da ging der kleine Roboter David auf die Suche nach der blauen Fee aus dem Märchen Pinocchio, das ihm seine Mutter vorgelesen hatte.
Die Fee sollte ihn in einen Menschen verwandeln, wie sie es schon einmal mit der kleinen Marionette getan hatte. Und dann, so glaubte er, würde ihn seine Mami lieben, so sehr wie seinen menschlichen Bruder Martin. „Geschichten“, sagte er sich, „erzählen doch, was passiert.“ Und das glaubt David heute noch.
Steven Spielberg, damals noch Chefträumer Hollywoods, zeigte uns 2001 ein Märchen, das in der Zukunft spielt und von uns handelt - von Verantwortung und Liebe, Verbannung und Heimweh, Trauer und Tod. Eigentlich wollte diese traurige Geschichte der 1999 verstorbene Stanley Kubrick erzählen. Der Perfektionist hätte sie wohl kühler, kopfiger gefilmt. An ihn erinnern die „Clockwork Orange“-Atmosphäre und das diffuse Sonnenlicht, das wie Blendwerk die Fenster durchstrahlt. Und es gibt ein Finale, das wie eine Verbeugung vor „2001“ wirkt.
Wo ich es sehen kann: auf VHS, DVD, BluRay; streambar bei Paramount+ und beim Prime Video Channel Arthaus+ (Flatrate); bei Prime Video, Magenta TV, Apple TV (gegen Gebühr)
Regie: Gareth Edwards
Worum es geht: Der Film heißt nicht nur „Monsters“, er enthält auch welche, und die sind lange Zeit eine unsichtbare Bedrohung, nur Atmosphäre, Silhouette und Klang. Was ja – siehe Ridley Scotts „Alien“ – immer am wirksamsten ist. Sie sind europäischen Ursprungs, gemeint ist damit aber der Jupitermond Europa, auf dem ja immer mal wieder Leben vermutet wird, weil er eine zarte Sauerstoffhülle besitzt. Die Außerirdischen kommen mit einer irdischen Sonde zur Erde, schlagen im Norden Mexikos auf und finden es dort gedeihlich. Trumps Traum wird Wirklichkeit, eine gewaltige Mauer wird von den USA errichtet, aus der „infizierten Zone“ sollen sich keine illegalen Aliens einschmuggeln.
Auf die die Air Force Bomben wirft. Der britische, vom Spezialeffekt-Fach kommende Regisseur Gareth Edwards erzählt eine philosophische Geschichte von Menschen und Ängsten, von einem Mann und einer Frau (Scoot McNairy und Whitney Able), die die Zone durchqueren müssen und Unheimliches erleben. Die Reisenden lernen erst einander achten, dann die fremde Spezies, die man am Ende auch sieht, überraschend schrecklich und schön, nie zuvor gesehen, aber gewiss keine Monster. Die Monster sind in Wahrheit die Verfolger der Illegalen. Mach mal nen Heimkinoabend, Donald!
Wo ich es sehen kann: auf DVD und BluRay; streambar bei Disaster X – Prime Video Channels (Flatrate), bei Prime Video, Apple TV, Magenta TV, Videobuster, freenet Video (gegen Gebühr)
Regie: Ridley Scott
Worum es geht: Kein Weltraumfilm ist so creepy wie „Alien“. Von der ersten Minute des Films an ächzt und dröhnt das Erzverhüttungsschiff Nostromo so infarktnah durchs All wie Wolfgang Petersens U-96 kurz vorm Knallen der (historisch falschen) Nieten. Und von dem Hilferuf aus Weltraumtiefen an, der eigentlich ein fies umkodierter Warnruf war, werden wir von einer Beklommenheit ergriffen, wie wir sie zuvor nicht gekannt hatten. Kaum je bekommt man das Monster zu Gesicht, aber man vergisst es nie wieder.
„Im Weltraum hört dich niemand schreien!“ So lautete damals der Slogan zu Ridley Scotts Space-Schocker, für den der Schweizer Surrealist H. R. Giger eins der effektvollsten Monster der Filmgeschichte schuf – den schwarzen, bananenschädeligen Xenomorphen mit dem glasigen Doppelgebiss. Und zumindest die letzte Überlebende der Raumfahrer, Ellen Ripley (Sigourney Weaver), hörte niemand schreien. Weil sie das Monster besiegte. Nach dem Film hatte man als Zuschauer freilich keine schönen Fingernägel mehr.
Wo ich es sehen kann: auf DVD, BluRay, 4K; streambar bei Disney+ (Flatrate), bei Prime Video. Apple TV, Youtube Store, Sky Store, Magenta TV (gegen Gebühr)
Regie: Richard Fleischer
Worum es geht: Smog, Übervölkerung, Klimakatastrophe, Ernährungsprobleme. Im Jahr 2022 dieser auch schon wieder 52 Jahre alten Utopie, essen alle Menschen „Soylent Green“, einen Keks, dessen Rezeptur ein furchtbares Geheimnis birgt. Charlton Heston, der nach seinen Monumentalfilm-Jahren („Die Zehn Gebote“, „Ben Hur“, „El Cid“) seit „Planet der Affen“ (1968) Freude an Sci-Fi fand, kommt als Polizist, der auf einen Mordfall angesetzt wird, diesem Schrecken auf die Spur. Und läuft Gefahr, daran irre zu werden.
Richard Fleischers Film von 1973 gilt - wie Douglas Trumbulls „Lautlos im Weltraum“ - als früher Klassiker der Öko-Fiction, ist zugleich eine in die Zukunft verlegte Detektivgeschichte im Stil des „film noir“. Heston ist ein moderner hart gekochter Kerl à la Sam Spade. Sein lebendes „Polizeibuch“ wird von Hollywood-Mythos Edward G. Robinson gespielt. Es war die letzte Rolle des Mannes, der 1931 als Mafiaboss Rico mit dem Gangsterfilm-Klassiker „Der kleine Cäser“ seinen Durchbruch erfuhr.
Wo ich es sehen kann: auf DVD und BluRay; streambar bei Prime Video, Youtube Store, Magenta TV, Microsoft Apple TV (gegen Gebühr)
Worum es geht: Pflanzenschützer haben auch im Weltraum keine Chance, wenn die Militaristen auf Erden die Bio-Raumschiffe zu Kriegszwecken missbrauchen wollen. Damit will sich der Astronaut Lowell (Bruce Dern) nicht abfinden, und so meuchelt er erst seine ökomäßig gleichgültigen Mitraumfahrer, ehe er mit der „Valley Forge“ Richtung Jupiter aufbricht, um die letzten Wälder der Welt zu bewahren. Die dann aber plötzlich zu welken beginnen.
Douglas Trumbulls „Lautlos im Weltraum“ zählt zu den anrührendsten Science-Fiction-Streifen der Filmgeschichte, und wenn Joan Baez über Bilder von Häschen und Schneckchen ihr „Rejoice in the Sun“ singt, ist man über jedes Kleenex froh. Als am Ende dann Roboterchen Dewey als einsamer Gärtner in den Space-Treibhäusern hinaus ins All schwebt, überzieht den Zuschauer eine tiefe Zuneigung zu dem Blechkasten. Mitgefühl mit der Maschine.
Wo ich es sehen kann: auf DVD und BluRay; streambar bei Prime Video, Microsoft, Youtube Store (gegen Gebühr)
Regie: Duncan Jones
Worum es geht: Einsam ist Sam (Sam Rockwell), will zurück zur Familie. Der Hausmeister einer Helium3-Verhüttungsanlage sitzt in seinem Lunar-Rover auf dem Mond. Der Dreijahresvertrag ist fast erfüllt, die Direktleitung zur Erde funktioniert überhaupt nicht. Sam hat Gerty, den Bordcomputer als Gesellschafter, der Smiley-Varianten zur Akzentuierung seiner Worte im Display hat und mit der Stimme von Kevin Spacey spricht. Gerty erinnert an den mörderischen HAL aus „2001″, Sam aber nennt ihn PAL (= Kumpel), und am Ende ist Gerty das wirklich. Künstliche Intelligenz, die ihren Freund nach der Aufdeckung eines schockierenden Geheimnissen vor dem anrückenden Rettungskommando schützt. Botschaft des Films: Trau niemals deinem Arbeitgeber, er will nur sein Bestes!
Als die böse Wahrheit ans Licht kommt, zieht dem Zuschauer David Bowies Song „Space Oddity“ durch den Kopf: „Planet Earth is blue, and there’s nothing I can do.“ Der Mann, der „Moon“ (und später „Source Code“) gedreht hat, heißt Duncan Jones - er ist David Bowies Sohn und seit je Science-Fiction-Fan. Für nur fünf Millionen Dollar hat er dieses Meisterwerk erschaffen, das bis heute viele der 150-Millionen-Brummer des Genres alt, schwer und lahm aussehen lässt.
Wo ich es sehen kann: auf DVD, BluRay, 4K; derzeit nicht streambar
Regie: David Espinosa
Worum es geht: Der Mars. Gebannt schauen wir jedesmal auf Bilder von seiner Oberfläche. Wir interpretieren Felsen, die wie Figuren aussehen, als Lebewesen. Wir glauben jenen Forschern gern, die in länglichen Vertiefungen ehemalige Flussbette sehen und daraus schlussfolgern: „Dort war Wasser, da war Leben.“ Der schwedischstämmige Regisseur Daniel Espinosa („Kind 44“) muss Ridley Scotts „Alien“ mehrfach gesehen haben, bevor er an die Arbeit zu „Life“ ging. Ablauf, Atmosphäre, Personal sind ähnlich, auch wenn die Leute auf der Internationalen Raumstation (ISS) kultivierter sind als weiland die Streithähne auf Scotts düster-rostigem Raumfrachter „Nostromo“. Sie fangen die Sonde „Mars Pilgrim“ auf und finden in Bodenproben einen borstigen Einzeller, der unter Glukose aus dem Jahrtausendschlaf erwacht.
Schon bald ist der unsichtbare Winzling eine sichtbare, in der Petrischale tänzelnde Glasblume geworden, niedlich - bis „Calvin“ in den Verdrängungsmodus wechselt und mit der Eliminierung der Besatzung beginnt. Gut besetzt ist diese Raumstation: Hier fürchten unter anderem Jake Gyllenhaal, Rebecca Ferguson und Ryan Reynolds um Leib und Leben. Und eine Vermutung steigt in ihnen auf, dass diese Spezies einst alles Sein auf dem Mars ausgelöscht haben könnte. Es geht ab jetzt nicht nur ums eigene Fortbestehen, sondern darum, dass Calvin unter keinen Umständen auf die Erde gelangen darf.
Wo ich es sehen kann: auf DVD, BluRay, 4K; streambar bei Netflix (Flatrate), bei Prime Video, Apple TV, Sky Store (gegen Gebühr)
Regie: Gareth Edwards
Worum es geht: Damals, 1977, am Ende von George Lucas‘ allerersten „Star Wars“-Film, war der Todesstern - die gravierendste aller Massenvernichtungswaffen des Imperiums - so einfach zum Zerplatzen zu bringen wie ein Blechbriefkasten durch Silvesterböller. Als dann der Abspann lief und die erste Begeisterung abgeklungen war, fragte man sich doch, wie diese Ingenieursdilettanten von der Dunklen Seite je an die Macht gelangen konnten. Boshafte Zeitgenossen würden „Rogue One“ deshalb die wohl teuerste Korrektur eines Plot-Lochs nennen. Der Film ist darüber hinaus aber ein handfester Kriegsfilm, dessen Düsternis an Irvin Kershners „Star Wars Episode V: Das Imperium schlägt zurück“ (1980) erinnert. Felicity Jones und Diego Luna geben als Rebellenduo Jyn Erso und Cassian Andor ein superbes Heldengespann ab.
„Monster“-Regisseur Gareth Edwards verzichtet wohltuend auf die gewaltsame Einschraubung von Witz und Witzfiguren. Kein Film des Franchise zuvor hat uns diese im Gefechtsstand befindliche Welt so nahe gebracht – eine Welt von Vereinnahmung, Widerstand, Flucht, Gewalt und Tod. Ein „film noir“-Märchen gegen Nationalisten, Rassisten, Populisten und alle bedenklichen -isten unserer Zeit, ein Film, der einem zuflüstert, dass man alles wagen muss für den Erhalt von Freiheit und Demokratie. Beim Streamingdienst Disney+ wartet danach die bislang beste „Star Wars“-Serie „Andor“.
Wo ich es sehen kann: auf DVD, BluRay, 4K; streambar bei Disney+ (Flatrate), bei Prime Video, Apple TV, Rakuten TV, freenet Video (gegen Gebühr)
Regie: Ridley Scott
Worum es geht: Anfangs hatte Ridley Scotts „Prometheus“ nur das von Fans lang geforderte Prequel zu der von ihm 1979 initiierten „Alien“-Saga werden sollen. Dann aber entfernte sich das Drehbuch immer mehr von jenen raubtierhaften, glänzend schwarzen Xenomorphen, wechselte zum Space Jockey, dem riesigen Skelett mit dem geborstenen Brustkorb, das in „Alien“ für wenige Sekunden zu sehen ist.
Im Film finden Wissenschaftler im Jahr 2089 Piktogramme verschiedener untergegangener Erdzivilisationen - eine Sternenkarte, wie sich herausstellt. Schnell ist das Ziel ausgemacht. Nix wie hin. Die religiöse Forscherin Elizabeth Shaw (Noomi Rapace) glaubt an eine Einladung Gottes ins Paradies. Ein Konzern sponsert das irre teure Schiff - nicht ganz selbstlos, wie sich herausstellt. Einmal angekommen, werden die Erdlinge dann schnell gewahr, dass sie nicht in Eden weilen, sondern in einer Art Militärbasis der Außerirdischen. Dass ihr Leben bedroht ist und der Untergang der Menschheit bevorsteht, denn die „Götter“ haben ihr Experiment Erde offensichtlich verworfen.
Wo ich es sehen kann: auf DVD, BluRay, 4K; streambar bei Disney+ (Flatrate), bei Prime Video, Apple TV, Sky Store, Magenta TV (gegen Gebühr)
Regie: Alex Garland
Worum es geht: Es ist die klassische Ankunft des Unheils. Etwas stürzt vom Himmel - in den Farben des Regenbogens schlägt es in einem Leuchtturm ein - der Anfang des „Schimmers“, eines irisierenden Phänomens, das sich fortan stetig ausbreitet. Militärische Expeditionen in sein Inneres scheitern, nur der Ehemann der Biologin Lena (Oscar Isaac) kehrt zurück - ein zerrütteter Geist, ein traumverlorenes Wesen in einem schwer verletzten Körper. Dass er einen Auftrag hat, weiß niemand, auch er selbst nicht. Lena (Natalie Portman) macht sich mit vier Frauen auf in die Area X.
Der britische Regisseur Alex Garland lieferte eine neue Variante des Themas „Begegnung mit Außerirdischen“. Von dem Moment an, in dem ein riesiger Albino-Alligator mit mutiertem Gebiss eine der Frauen in eine halb im Fluss versunkene Fischerhütte zerrt, sind die Zuschauer mit den Heldinnen in einem der beunruhigendsten Horrorlande der Filmgeschichte. Alle Verbindungen nach außen sind gekappt, die Kompassnadel tanzt Schwanensee und überall lauern Gefahren. Das Monströse nimmt dabei betörende und verstörende Gestalt an. Wie am Ende von „2001“ sieht sich der Mensch auch in „Auslöschung“ mit einer unbegreiflichen Macht konfrontiert. Die Annäherung an das Fremde ist so unmöglich, als wolle eine Stubenfliege den Menschen begreifen.
Wo ich es sehen kann: auf DVD, BluRay, 4K; streambar bei Netflix und Prime Video (Flatrate), bei Apple TV, Magenta TV, freenet Video, Youtube Store (gegen Gebühr)
Regie: Christopher Nolan
Worum es geht: Die Stadt kommt hoch wie ein Tsunami, rollt sich auf wie eine Tapete. Die unteren Enden der Straßen werden zur Wand, dann stehen Häuserdächer kopfüber über Häuserdächern und man wird von diesem „Wow!“-Gefühl geflutet, das einem nur die allergrößten Kinobilder abringen. Christopher Nolans „Inception“ ist ein Palast solcher Illusionen, der Regisseur steckt Figuren und Zuschauer in ein verzwicktes Traumlabyrinth. 148 Minuten vergehen dabei wie im Flug.
Leonardo DiCaprio spielt Dom Cobb, einen Wirtschaftsspion, der mittels Drogen und einer Maschine betäubte Opfer in seine Träume holt, um ihnen innovative Ideen abzuwildern. Für den mephistophelischen Saito (Ken Watanabe) nun soll er einen destruktiven Gedanken in dessen Konkurrent Fischer (Cillian Murphy) verankern. Schafft er es, darf er zu seinen Kindern zurück. Der Vorgang, genannt „Inception“, wurde allerdings nie zuvor gewagt. Dann rollt der kinoklassische letzte große Auftrag ab: „Ocean’s Eleven“ im Unterbewussten, wobei Traum- und Realzeit differieren (was Gefahren birgt) und die Abwehrmechanismen in Fischers Geist bald einen auf die harte Tour machen. Wenn dann ein Traum kollabiert, wäre ein Sicherheitsgurt auf dem Heimkino-Sofa wünschenswert.
Wo ich es sehen kann: auf DVD, BluRay, 4K; streambar bei Netflix und Wow (Flatrate), bei Prime Video, Apple TV, Magenta TV (gegen Gebühr)
Regie: Duncan Jones
Worum es geht: Das kann die „Source-Code“-Technologie: Ein Mensch schickt sein Bewusstsein für acht Minuten in die Erinnerung eines anderen Menschen. Eine Methode zum Zwecke, Katastrophen nachgerade zu verhindern. Jake Gyllenhaal ist Colter Stevens. Der nicht weiß, wie er in diesen verflixten Zug gekommen ist, auch nicht weiß, wer die nette Christina (Michelle Monaghan) gegenüber ist, die ihn zu kennen scheint. Der Blick in den Zugtoilettenspiegel zeigt ihm ein fremdes Gesicht. Fahrkartenkontrolle. Und: Kawumm! - der Zug explodiert.
Und Stevens erwacht darauf festgezurrt in einer seltsamen Kapsel. Eine Uniformierte (Vera Farmiga) klärt ihn per Videoschaltung zumindest über die Sache mit dem Zug auf. Fortan schickt man seinen Geist wieder dorthin: Selber Zug, selbes Zeitfenster, selber (fremder) Kopf, selbe Explosion. Er soll mit zunehmendem Wissen die Bombe und den Bombenleger ausfindig machen, weil der noch am selben Tag ganz Chicago sprengen will. Richtig spannend wirds, weil der Held versucht, der liebenswerten Christina das Leben zu retten, obgleich er sich doch nur in einem Echo der Wirklichkeit befindet. Wenn sich die Hirnverbiegungsfäden entwirren, ist der Zuschauer ähnlich baff wie bei Duncan Jones‘ Erstling „Moon“. Jones zeigt die Geburt eines Paralleluniversums - darin geborgen den Anfang einer Liebe. Don’t miss it!
Wo ich es sehen kann: auf DVD und BluRay; streambar bei Prime Video, Sky Store, Youtube Store, Apple TV, Magenta TV (gegen Gebühr)
Regie: Darren Aronofsky
Worum es geht: Ein glatzköpfiger Astronaut schwebt in einer Luftblase, die ein gigantisches sterbendes Gewächs enthält – schwebt einem Sternennebel entgegen, der wie ein leuchtender Tumor anmutet. Man fühlt sich von der melancholischen Schönheit dieser Bilder angezogen, fühlt sich der komplexen Erzählstruktur des Films aber zunächst unterlegen. Gefühle dieser Art kennt man von Kubricks „2001″ und den Filmen Peter Greenaways. Sie schwinden auch erst nach mehrfacher Filmbetrachtung.
Darren Aronofskys „The Fountain“ ist die Geschichte des Arztes Tom (Hugh Jackman), der aus einer neu entdeckten Pflanze ein Krebsmittel für seine todkranke Frau Izzi (Rachel Weisz) entwickeln will. Izzi schreibt an einem biografisch durchwirkten Buch über einen Conquistador, der für seine von der Inquisition bedrohten Königin bei den Maya den Baum des Lebens zu finden hofft. Tom vernachlässigt seine Liebste zugunsten der Forschung, sie trägt ihm auf, das letzte Kapitel ihres Romans zu schreiben und stirbt. Er findet in der Komplettierung der literarischen Fiktion seine Menschlichkeit wieder. Ein romantisches Statement im Gewand eines avantgardistischen Science-fiction-Dramas.
Wo ich es sehen kann: auf DVD und BluRay; streambar bei Disney+, Joyn (Flatrate), bei Pluto TV, Rakuten TV, Plex (gratis)
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