61 Prozent höheres Schlaganfallrisiko für Scheidungskinder

Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen überraschende Zusammenhänge zwischen Kindheitserlebnissen und dem Risiko für Schlaganfälle im Alter. Nina Ruge erläutert, warum traumatische Ereignisse in jungen Jahren die Gesundheit später beeinflussen können.
Wenn man an mögliche Risikofaktoren für einen Schlaganfall denkt, fallen einem meist Bluthochdruck, Diabetes oder erhöhte Blutfettwerte ein. Doch es gibt weitere Faktoren, die das Risiko erheblich steigern können – unter anderem traumatische Erlebnisse in der Kindheit.
Nina Ruge, Biologin und TV-Expertin, blickt auf über 30 Jahre Medienkarriere zurück. Sie ist Bestsellerautorin und Podcasterin im Bereich Zellbiologie des Alterns, engagiert sich für "Healthy Longevity". Sie ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen ihre persönliche Auffassung auf Basis ihrer individuellen Expertise dar.
Die Forscher vermuten, dass Dauerstress durch familiäre Konflikte zu einer kontinuierlichen Ausschüttung von Stresshormonen führt. Diese wirken entzündungsfördernd und erhöhen langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem könnten wirtschaftliche Notlagen in Scheidungsfamilien eine Rolle spielen, da Armut in der Kindheit ein bekannter Risikofaktor für spätere Herz-Kreislauf-Probleme ist. Auch langanhaltende Schlafstörungen und Bluthochdruck, die nach belastenden emotionalen Erlebnissen auftreten, könnten beteiligt sein.
Wichtig zu beachten ist, dass die Studie einige Schwächen aufweist. Alle Teilnehmer wurden vor 1957 geboren – in einer Zeit, in der Scheidungen selten und mit erheblichen sozialen Stigmata verbunden waren. Wenn Eltern damals trotz aller Hürden eine Scheidung vollzogen, waren die familiären Konflikte wahrscheinlich besonders schwerwiegend, ebenso wie die sozialen Folgen danach. Die Studie kann daher keine direkte Ursache-Wirkungs-Beziehung beweisen, basiert auf Selbstauskünften und berücksichtigt nicht alle Risikofaktoren.
Es ist unklar, ob dieser Zusammenhang auch für Kinder getrennter Eltern von heute gilt. Die gesellschaftlichen Umstände haben sich grundlegend geändert: Scheidungen kommen häufiger vor, sind weniger stigmatisiert und es gibt bessere Unterstützung für betroffene Familien. Die Belastungen könnten daher geringer sein als in vergangenen Jahrzehnten.
Bildquelle: Nina Ruge
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Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.
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