Warum ich Streit im Büro liebe

Streit im Job muss nicht schlecht sein. Der Mawave-CEO Jason Modemann erzählt, warum Konflikte Teams stärker machen, die Zufriedenheit steigern und die Unternehmenskultur prägen.
Jason Modemann ist Gründer und Geschäftsführer von der Social Media Agentur Mawave Marketing. Mit 27 Jahren führt er 150 Mitarbeiter. Zu Mawaves Kunden zählen unter anderem Red Bull, Nike und Lidl.
Ich geb’s zu: Ich streite gerne. Klingt erstmal komisch, schließlich haben die meisten Menschen ein eher angespanntes Verhältnis zu Konflikten. Sie vermeiden sie, wo es nur geht. Lieber Dinge nicht ansprechen, nur um die Harmonie nicht zu gefährden.
Ich dagegen stürze mich oft direkt rein. Nicht, weil ich ein Fan von Konfrontation bin, sondern weil ich überzeugt bin: Ohne Konflikte gibt es keine Weiterentwicklung – weder für mich, noch fürs Team, noch fürs Unternehmen.
Es ist ja auch völlig normal, dass es im Job mal zum Streit kommt. Wir verbringen alle extrem viel Zeit miteinander und dabei treffen eben unterschiedlichste Persönlichkeiten, Meinungen und Bedürfnisse aufeinander.
Bei uns in der Agentur sind es selten die großen strategischen Fragen, die zu Diskussionen führen. Die besprechen wir im Leadership-Team meist sehr rational und strukturiert. Die Reibungen entstehen eher im Alltag: Jemand wirkt im Termin unsensibel, ein Kommentar kommt provokanter rüber als gemeint oder irgendetwas bleibt unausgesprochen hängen.
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Genau da wird’s meiner Meinung nach spannend, weil oft Emotionen mitschwingen oder Dinge persönlich genommen werden. Wenn man solche Themen nicht anspricht, graben sie sich ein. Und das ist Gift für jedes Team.
Ich habe mir deshalb angewöhnt, Konflikte frühzeitig anzusprechen. Oft reicht schon ein Satz wie: „Hey, steht da noch was zwischen uns? Gibt’s was, das wir klären sollten?“ Allein durch dieses proaktive Nachfragen schaffe ich ein Setting, in dem mein Gegenüber offen wird und sich traut, Dinge auszusprechen und auch heikle Punkte auf den Tisch zu bringen.
Wenn etwas unausgesprochen im Raum schwebt, werden Rollen, Verantwortlichkeiten oder Missverständnisse sichtbar. Im besten Fall entsteht nach der Aussprache eine viel klarere Struktur und alle wissen besser, woran sie sind.
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Nichts ist frustrierender, als wenn Probleme unter den Teppich gekehrt werden. Wenn man sie aber offen anspricht, fühlen sich Mitarbeitende respektiert und ernst genommen. Das stärkt den Vibe im Team.
Unternehmen, die Konflikte nicht als Störfaktor, sondern als Chance sehen, schaffen eine Kultur, in der sich Menschen trauen, offen zu sprechen. Teams, die Reibungen aushalten und lernen, ehrlich und direkt miteinander zu kommunizieren, werden resilienter und entwickeln ein stärkeres gegenseitiges Vertrauen.
Mein Learning: Konflikte sind kein Zeichen von Schwäche oder Dysfunktion. Im Gegenteil. Sie sind ein natürlicher Teil jeder Zusammenarbeit und die Grundlage für echte Entwicklung. Man muss sie nur ansprechen, aushalten und konstruktiv nutzen. Oder anders gesagt: Lieber einmal ehrlich gestritten, als dauerhaft still gelitten.
businessinsider