Wie bei Olympia: Freiwasser-WM der Frauen wegen dreckigen Meer verschoben

Mitten in der Nacht wird das WM-Rennen der Freiwasserschwimmerinnen verschoben. Der ungewöhnliche Zeitpunkt sorgt für Kritik. Die Wasserqualität ist immer wieder ein Problem - wie bei Olympia.
Training im Schul-Schwimmbad statt Medaillenkampf im dreckigen Meer: Die ungewöhnlich kurzfristige Verschiebung des WM-Rennens der Freiwasserschwimmerinnen nur gut sieben Stunden vor dem ursprünglich geplanten Start hat beim deutschen Team nicht nur den eigentlichen Tagesplan über den Haufen geworfen. Sie hat auch deutliche Kritik hervorgerufen. „Warum so eine Meldung erst so spät in der Nacht veröffentlicht wird, kann ich nicht nachvollziehen“, sagte Bundestrainer Bernd Berkhahn in Singapur.
Dort war der eigentlich für heute 8 Uhr Ortszeit angesetzte Wettkampf (2.00 Uhr/MESZ) über zehn Kilometer wegen schlechter Wasserqualität um einen Tag verschoben worden. Die deutschen Schwimmerinnen Lea Boy und Jeannette Spiwoks riss die Verschiebung aus dem Schlaf.
„Wir sind heute Nacht um 2.30 Uhr aufgewacht, weil mein Handy mehrmals geklingelt hat“, berichtete Boy. „Dann haben wir leider erfahren, dass es abgesagt ist, haben unsere Wecker ausgemacht und haben ein paar Stunden geschlafen.“ Training im Pool der Nexus International School ersetzte nun das Schwimmen im Meer.
Schon als am Montag Athletinnen und Athleten am von Palmen gesäumten Palawan Beach trainierten, sah das Wasser nicht gut aus. Flaschen und anderer Plastikmüll trieben in der trüben Brühe. Mit Blick auf zahlreiche ankernde Frachtschiffe kraulten Sportlerinnen und Sportler durchs wellige Wasser vor der südostasiatischen Metropole.
Der Grund der Verschiebung überraschte Boy, die schon zweimal WM-Gold in Teamwettbewerben gewonnen hat, dennoch. Dass das Wasser nicht wirklich sauber ist, sei klar gewesen. „Aber dass die Wasserqualität so schlecht ist, war uns eigentlich nicht so bewusst“, sagte die 25-Jährige.
In den für das 10-Kilometer-Rennen der Frauen entscheidenden Wasserproben vom Sonntag seien Grenzwerte überschritten worden, teilte der Weltverband World Aquatics mit. Die Messungen sollen die Gesundheit der Sportlerinnen sicherstellen.

Tatsächlich ist dreckiges Wasser kein neues Thema im Freiwasserschwimmen. Probleme hat es auch in der Vergangenheit schon gegeben. Dass es nun nach Olympia 2024 in Frankreich allerdings schon wieder beim Saisonhöhepunkt der Schwimmerinnen und Schwimmer zu Schwierigkeiten kommt, ist mindestens unglücklich.
In Singapur soll das Frauenrennen nun in der deutschen Nacht auf Mittwoch nachgeholt werden. Sofern die Wasserqualität dann wieder stimmt, sind um 1.30 Uhr (MESZ) die Männer mit Florian Wellbrock und Oliver Klemet dran. Um 4.15 Uhr sollen die Frauen mit Boy und Spiwoks starten.
Die 26 Jahre alte Spiwoks übt sich in Zweckoptimismus. „Wir gucken nach vorne. Morgen ist ein neuer Tag und dann wird das schon“, sagte sie vor dem geschlossenen Wettkampfbereich am Palawan Beach.
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