Wegen Alkohol: Konstantin Wecker kann nicht mehr Klavier spielen

München. Der Musiker Konstantin Wecker (78) kann nicht mehr Klavier spielen. Grund ist seinen Angaben zufolge eine Schädigung von Nerven in seinen Händen. „Gerade die linke Hand hatte immer wieder Ausfälle. Ich nahm es anfangs nicht ernst, dachte mir, vielleicht hast du einfach einen schlechten Tag, das vergeht schon wieder. Aber es verging nicht. Ein schleichender Prozess, bei dem es von Woche zu Woche immer schlimmer wurde“, sagte Wecker der „Süddeutschen Zeitung“ (Wochenendausgabe).
Eine genaue Diagnose gebe es nicht. Er sei aber davon überzeugt, „dass der ständige Konsum des Nervengifts Alkohol erst zu meiner Erkrankung in der Hand geführt hat“. Er könne nur noch „ganz einfache Melodien“ spielen, sagte er der Zeitung. „Wie ein kleines Kind. Wie ein Anfänger. Mehr ist nicht mehr drin. Und vermutlich wird das auch nicht mehr. Es gibt keine Aussicht auf Heilung.“
Darum werde er sein Anti-Nazi-Lied „Willy“ wahrscheinlich nie wieder auf der Bühne singen. „Da könnte ich niemand sonst ans Klavier lassen. Den muss ich einfach selbst spielen. Aber ich kann es nicht mehr. Der Willy ist nun Geschichte.“
Dass er privat nicht mehr spielen könne, sei für ihn aber noch schlimmer, sagte der Liedermacher. „Das schmerzt mich viel mehr. Am Klavier zu sitzen, das war für mich pure Meditation. Ich habe dabei nie geübt, ich habe einfach gespielt, mich gänzlich verloren in der Musik. Oft drei Stunden am Stück. Diesen Verzicht zu akzeptieren, ist eine extrem harte Herausforderung.“
In Weckers neuem Buch „Der Liebe zuliebe“, das an diesem Montag (1.9.) erscheint, setzt der 78-Jährige sich mit seinem jahrelangen Alkoholkonsum auseinander. „Da ging es nicht um Gläser Wein, sondern um mehrere Flaschen. Oft habe ich Konzerte nur gespielt, weil ich mich auf den Wein danach zur Belohnung gefreut habe. Auf den Rausch danach“, sagte er der „SZ“. Nach zwei Entzugskuren sei Wecker, der früher auch wegen Kokain-Konsums in den Schlagzeilen war, heute trockener Alkoholiker.
„Jahrzehntelang war ich ein Suchender und ein Süchtiger. Nun stehe ich seit 40 Monaten nüchtern auf der Bühne“, sagte Wecker nach Angaben des Verlags bene! (Droemer Knaur), der sein Werk herausbringt. „Dieses Buch ist eine ‚vorläufige Lebensbilanz‘. Aber es geht nicht nur um mich. Es ist mir ein Herzensanliegen, dass möglichst viele Menschen für sich entdecken, was ihnen innere Kraft geben kann, dem Dunklen in unserem Leben und unserer Welt entgegenzutreten.“
Doch es geht nicht nur um Persönliches. Wecker wäre nicht Wecker, würde er nicht auch politisch: „Nach wie vor treibt es mich um, wie viel Hass unsere Welt beherrscht, wie Tausende von Menschen Tag für Tag ausgegrenzt, verfolgt, verletzt und getötet werden“, sagte er. „Dagegen will ich immer wieder meine Stimme erheben.“
Wecker wird sein Buch auch auf einer großen musikalischen Lesereise präsentieren, die am 15. Oktober beim Harbour Front Literaturfestival in Hamburg startet, den Herbst dieses Jahres und das komplette Jahr 2026 fortgesetzt werden soll.
RND/dpa
rnd