Positive Tendenz im globalen Vergleich: Deutsche Pensionskassen verkleinern ihr Zinsänderungsrisiko

Deutsche Pensionskassen mit Leistungszusagen haben ihr Zinsänderungsrisiko im globalen Vergleich in den vergangenen zehn Jahren am stärksten reduziert. In seiner aktuellen Studie vergleicht der britische Vermögensverwalter Insight Investment die Finanzierung von globalen Defined-Benefit-Pensionskassen (DB-Pensionskassen). Im Blickfeld stehen das Risikomanagement und der Deckungsgrad von Pensionsverpflichtungen.
Untersucht wurden die Länder, in denen die größten betrieblichen Pensionseinrichtungen mit Leistungszusagen auf der Welt ansässig sind. Das sind neben Deutschland auch die USA, England und Japan.
Hedge Beta deutscher Pensionskassen steigt um 30 ProzentpunkteStudienautor Olaf Scholz: „Deutschland konnte sein Hedge Beta im globalen Vergleich am deutlichsten erhöhen.“ In rund einer Dekade stieg das deutsche Hedge Beta um dreißig Prozentpunkte.
Die Kennzahl setzt den Wert des Portfolios der Pensionskasse ins Verhältnis zu den Terminkontrakten (Futures). Ein Wert von 100 Prozent gibt an, dass das aktuelle Pensionsvermögen komplett gegen Zinsänderungen in der Zukunft abgesichert ist.
Mit 97 Prozent tilgen nordamerikanische Pensionskassen das Zinsänderungsrisiko fast vollständig. In England ist die Kennzahl mit 85 Prozent durchschnittlich 15 Prozentpunkte weiter vom vollständigen Risikoausgleich entfernt. Das Portfolio deutscher Pensionskassen hat einen durchschnittlichen Wertanteil von knapp 80 Prozent.
Wachstumsorientierte Anlagestrategie in DeutschlandIn Deutschland sind die Restlaufzeiten von Rentenplänen am längsten. Mit 25 Jahren ist Deutschland den Briten sieben Jahre voraus – den Rentnern auf der anderen Atlantikseite sogar elf. Das führt zu unterschiedlichen Anlagestrategien.
Deutsche Unternehmen fahren demnach eine wachstumsorientiertere Strategie als England und die USA: Der Anteil an Anleihen sinkt leicht. Dafür steigerten deutsche DB-Pensionskassen ihren Anteil in alternative Kapitalanlagen wie Private Equity und Infrastruktur.
Weltweit übersteigt das Planvermögen von Pensionskassen die zu zahlenden Rentengelder. Dieses Verhältnis misst der Ausfinanzierungsgrad. Ein Ausfinanzierungsgrad von eins bedeutet, dass die Pensionsverpflichtungen im Portfolio vom Planvermögen gedeckt sind. Ein Wert über eins signalisiert einen Überschuss beim Planvermögen; ein Wert unter eins ein Defizit.
Doch der Anteil deutscher Pensionsverpflichtungen entspricht nicht dem Anteil seines Planvermögens. Dies liegt an dem niedrigeren Anleihenzinssatz, mit dem Versicherungsmathematiker die Rentenverpflichtungen diskontieren. Liegt der Anleihenzinssatz in Deutschland bei rund 2,5 Prozent, sind es in den USA rund vier Prozent, in England 4,5 Prozent.
„Deutschland befindet sich gegenüber den anderen Ländern weiter im Rückstand, konnte seine Position in den letzten Jahren aber deutlich verbessern“, sagt Scholz. So steigt hierzulande der durchschnittliche Ausfinanzierungsgrad im Jahr 2024 auf 82 Prozent, nach einem Wert von 67 Prozent im Jahr 2020.
Die Analyse von DB-Pensionseinrichtungen großer börsennotierter Unternehmen in den USA, dem Vereinigten Königreich, Deutschland und Japan ergab, dass der durchschnittliche weltweite Ausfinanzierungsgrad im Jahr 2024 über 100 Prozent lag.
Deutsche Unternehmen setzen auf Pensionspläne mit MindestgarantienIm vergangenen Jahrzehnt haben viele Unternehmen ihre Einzahlungen in das Pensionsvermögen deutlich zurückgefahren und so ihre Liquiditätssituation verbessert. Im globalen Durchschnitt sind die durchschnittlichen Einzahlungen im Verhältnis zum Eigenkapital von 1,4 Prozent auf 0,34 Prozent zurückgegangen. „Deutsche Unternehmen setzen weiterhin stärker auf leistungsorientierte oder beitragsorientierte Pensionspläne mit Mindestgarantien“, sagt Stotz.
Der Insight Pension Monitor ist eine fortlaufende Studie von Insight Investment in Zusammenarbeit mit Professor Olaf Stotz, Professor für Vermögensverwaltung und Pensionsökonomie an der Frankfurt School of Finance & Management.
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