Comeback der Deals: Warum die Welt wieder im Fusionsfieber steckt

Nach Jahren der Flaute boomt das globale Dealmaking wieder: Milliarden-Übernahmen, starke IPOs und neue Chancen für Investoren. Sinkende Zinsen und ein milderes Regulierungsumfeld treiben den Trend.
Nach Jahren der Zurückhaltung ist auf den globalen Finanzmärkten wieder Bewegung. Fusionen, Übernahmen und Börsengänge erleben ein starkes Comeback – und das mit weitreichenden Folgen für Investoren, Banken und Fondsmanager. Laut einer aktuellen Analyse des UBS Chief Investment Office deuten die Signale klar auf eine anhaltende Erholung hin.
Weltweit summierte sich das Volumen von Fusionen und Übernahmen (M&A) in den ersten neun Monaten 2025 auf über drei Billionen US-Dollar, ein Plus von rund 25 Prozent im Jahresvergleich. Damit ist das Transaktionsniveau so hoch wie seit 2021 nicht mehr. Die Analysten erwarten, dass die Marke von vier Billionen US-Dollar bis Jahresende überschritten wird.
Treiber dieser Entwicklung sind sinkende Zinsen, eine robuste Konjunktur und ein freundlicheres regulatorisches Umfeld. Besonders in den USA hat die Ernennung einer neuen Vorsitzenden der Wettbewerbsbehörde FTC für Aufwind gesorgt. Nach Jahren strenger Aufsicht werden nun wieder mehr Großdeals genehmigt – etwa die Fusion von Skydance und Paramount oder Chevrons Übernahme von Hess.
Obwohl die Zahl der Transaktionen insgesamt zurückging, wächst der Anteil der Megadeals über zehn Milliarden Dollar deutlich. Beispiele sind die geplante Fusion der US-Bahngesellschaften Norfolk Southern und Union Pacific oder der Rekord-Deal um den Spielehersteller Electronic Arts. Besonders aktiv zeigt sich der Technologiesektor, der ein Drittel des gesamten M&A-Volumens ausmacht – getrieben von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung. Dahinter folgen Finanzdienstleister, während zyklische Branchen wie Bau und Immobilien hinterherhinken.
Tobias Vogel, CEO UBS Europe SE
«Die Kombination aus niedrigen Zinssätzen, einem stabilen wirtschaftlichen Umfeld und verbesserten Bedingungen für Transaktionen schafft nicht nur Opportunitäten für den Private Equity Sektor, sondern auch für Banken und das Vertrauen in die Kapitalmärkte insgesamt. Vom gestiegenen M&A-Momentum sollten vor allem die Equity Capital Markets-Bereiche von globalen Investmentbanken profitieren. Auch wenn im bisherigen Jahresverlauf die europäischen Deal-Volumina geringer als in Nordamerika ausgefallen sind, verzeichneten die asiatischen Märkte und Europa eine höhere Anzahl an Transaktionen, was viele Möglichkeiten für europäische Banken mit sich bringt.»
Auch an den Börsen ist der Appetit zurück: Der September 2025 war einer der stärksten IPO-Monate seit Jahren. In Nordamerika kamen 175 Unternehmen mit einem Volumen von 30,5 Milliarden Dollar neu aufs Parkett. Besonders auffällig: Die meisten Börsenneulinge sind etablierte, profitable Firmen – anders als in der überhitzten Phase 2021. Das beste Beispiel: Der Softwareanbieter Figma, dessen Kurs zum Handelsstart um beeindruckende 250 Prozent zulegte.
In Asien ist die Aktivität ähnlich hoch, vor allem in Hongkong und China. Europa hinkt zwar noch hinterher, doch auch hier nimmt die Zahl der Börsengänge wieder zu.
Für Private-Equity-Investoren bedeutet das wieder steigende Ausstiegsmöglichkeiten. Nach Jahren mit geringen Rückflüssen zeichnen sich 2025 erstmals wieder Distributionsrenditen von rund 25 Prozent des Nettovermögens ab – ein historischer Durchschnittswert. Das dürfte auch den schleppenden Kapitalfluss in neue Fonds beleben.
Auch Hedgefonds profitieren vom Aufschwung. Merger-Arbitrage-Strategien – also Wetten auf Kursunterschiede bei laufenden Übernahmen – verzeichnen 2025 ein Plus von über acht Prozent. Die UBS-Strategen stufen das Segment deshalb als „attraktiv“ ein.
Von der Transaktionsflut profitieren schließlich auch die großen Investmentbanken. Vor allem in den USA treiben steigende Gebühreneinnahmen aus Kapitalmarktgeschäften die Gewinne. Europäische Bankaktien gelten laut UBS-Analyse zudem als unterbewertet mit Aufholpotenzial.
Die globale M&A-Maschinerie läuft wieder auf Hochtouren. Niedrige Zinsen, hohe Liquidität und ein freundlicheres Regulierungsumfeld sorgen für neue Dynamik. Doch die UBS mahnt zur Vorsicht: Ein Rückschlag sei möglich, sollte die Konjunktur ins Stocken geraten oder die Politik erneut restriktiver werden.
Noch aber gilt: Das Dealmaking ist zurück – und mit ihm das Selbstvertrauen der Märkte.
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