Zwei Eigentore und spätes Drama: Italien schlägt Israel 5:4

Israel und Italien boten sich in der WM-Qualifikation einen denkwürdigen Schlagabtausch: Italien kämpfte sich von zwei Rückständen und zwei Eigentoren zurück und bejubelte in der Nachspielzeit den 5:4-Siegtreffer.
Die italienischen Spieler durften am Ende eines furiosen Spiels den Sieg bejubeln. IMAGO/ABACAPRESS
Es war die zweite Partie von Gennaro Gattuso als Trainer der italienischen Nationalmannschaft. Seinen Auftakt hatte der Weltmeister von 2006 mit seinem Team 5:0 gegen Estland gewonnen. Im Vergleich zu dieser Partie tauschte er auf zwei Positionen: Calafiori und Zaccagni wurden durch Mancini und Locatelli ersetzt.
Auf der Gegenseite nahm Israel-Trainer Ran Ben-Shimon, der mit seinem Team vor der Partie in der Gruppe drei Punkte Vorsprung vor Italien hatte, nach dem 4:0 gegen Republik Moldau einen Wechsel vor. Anstelle von Baribo startete Khalaili in der Offensive.
Böser Fehler von Donnarumma wird nicht bestraftDie Partie startete mit einem großen Aufreger im italienischen Strafraum: In der 5. Minute haute Donnarumma bei einer Ecke am Ball vorbei und beförderte das Spielgerät dadurch ins eigene Tor. Dieses Eigentor wurde aber von Schiedsrichter Vincic aberkannt - er entschied auf Offensivfoul. Diese Einschätzung ließ sich zwar durch keine Wiederholung belegen - Israels Lemkin hatte nur dagestanden und Donnarumma nicht aktiv behindert -, aber trotzdem revidierte der VAR die Entscheidung des Unparteiischen nicht. Italien hatte mächtig Glück.
Der Rückstand wurde dadurch aber nur aufgeschoben, denn die italienische Abwehr offenbarte immer wieder große Lücken. Eine davon nutzte Dasa zu einem Steilpass in den Lauf von Biton, der mit seinem Querpass ein Eigentor von Locatelli provozierte (16.). Die israelische Führung war zu diesem Zeitpunkt verdient.
In der Folge waren die Italiener bemüht, hatten aber zunächst keine gefährlichen Abschlüsse. Das änderte sich in der 31. Minute, als Eigentorschütze Locatelli mit einem Volley das linke Kreuzeck traf. Kurz darauf wurde Kean am Fünfmeterraum gerade noch von einem Verteidiger gestört (32.). Nach diesen zwei Gelegenheiten übernahm aber Israel die Spielkontrolle. Es roch eher nach 2:0 als nach 1:1, doch dann kam ein langer Ball von Barella auf Retegui, der gut für Kean ablegte. Der Stürmer fackelte an der Strafraumkante nicht lange und verwandelte per Flachschuss zum 1:1-Pausenstand (40.).
Solomon tanzt die italienische Abwehr ausDer zweite Durchgang sollte furios werden: Erst narrte Solomon in der 52. Minute im Alleingang die italienische Defensive. Der Zehner der Israelis dribbelte gleich mehrere Gegenspieler wie Slalomstangen aus und spielte dann auf Dor Peretz, der mit einem ansehnlichen Abschluss zum 2:1 in den linken Winkel verwandelte.
Die erneute israelische Führung hatte aber nur sehr kurz Bestand, weil nur zwei Minuten später ein langer Ball der Italiener zu Kean durchrutschte. Den Doppelpack ließ sich Kean nicht entgehen. Er haute die Kugel von der Strafraumkante per Volley ins Netz (54.). Und nur vier Minuten später war die Partie dann plötzlich gedreht: Retegui legte einen Einwurf herausragend mit dem Außenrist für Politano ab, der direkt mit links ins lange Eck traf (58.).
Raspadori macht den vermeintlichen Deckel draufAls dann in der 81. Minute Raspadori nach einem Pass von Frattesi vom Fünfmeterraum zum 4:2 einschob, schien das Spiel endgültig entschieden, aber irgendwie lag an diesem Abend etwas Besonderes in der Luft. Man hatte das Gefühl, dass auch der Zwei-Tore-Vorsprung noch nicht den Sieg für Italien bedeutete. Dieses Gefühl wurde bestätigt, als Revivo die Kugel von links im Strafraum scharf vor das Tor spielte. Bastoni stellte sich etwas unbeholfen an und produzierte so das zweite italienische Eigentor an diesem Abend (87.).
Und Italien unter Gattuso war an diesem Abend nicht mehr das altbekannte Bollwerk. Das zeigte sich direkt nach dem Anschlusstreffer: Israel hatte einen Freistoß im Halbfeld, der kurz gespielt wurde. Dann kam eine Flanke auf den rechten Pfosten, wo Yehezkel per Kopf für Dor Peretz querlegte, der zum 4:4 einnickte (89.). Innerhalb von nur zwei Minuten hatten sich die Israelis zurückgekämpft. Die Italiener wussten gar nicht, wie ihnen geschieht, aber das Gleiche galt für Israel wiederum nur zwei Minuten später.
Tonali setzt den SchlusspunktTonali dribbelte links auf den Strafraum zu und schlenzte dann ohne Gegnerdruck aufs lange Eck. Der Schuss hatte nicht viel Wucht, war aber sehr präzise und deshalb nicht für Peretz im israelischen Tor zu erreichen (90.+1). Plötzlich war Italien wieder in Führung und dieses 5:4 ließen sich die Gäste trotz siebenminütiger Nachspielzeit nicht mehr nehmen. So hatten die Italiener nach diesem denkwürdigen Spiel das bessere Ende für sich und es blieb festzuhalten: Gattusos Italien ist alles andere als langweilig.
Das dritte Spiel für den neuen Trainer steht am 11. Oktober auf dem Programm. Dann ist Italien in Estland zu Gast. Israel spielt am selben Tag in Norwegen.
kicker