Socker Slam: Wie die USA den Fußball neu erfanden – Fußball auf Kokain

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Socker Slam: Wie die USA den Fußball neu erfanden – Fußball auf Kokain

Socker Slam: Wie die USA den Fußball neu erfanden – Fußball auf Kokain

Foto: 11FREUNDE
Den perfekten Fußball gibt es nicht? Von wegen! Vor 25 Jahren vermischten die Amerikaner Fußball und Wrestling und erfanden eine fantastische Alternative: Socker Slam.

Als Kevin de Bruyne vor einigen Jahren und nach dem Spiel gegen Tottenham vom Rasen ging, war er einfach nur frustriert. Nicht nur, dass seine Mannschaft, Manchester City, 0:2 verloren hatte - es war die Art und Weise dieser Niederlage, die ihn kopfschüttelnd zurückließ. Klar, Manchester City sucht nach Konstanz, aber vor allem einige Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns machten ihn nahezu sprachlos: „Um ehrlich zu sein, ich kenne die Regeln nicht mehr.” Ob Handspiel oder nicht, Kevin De Bruyne wusste in diesem Moment nicht einmal, auf welcher Grundlage das verhandelt werden sollte, denn die Regelhüter vom IFAB hatten auf der Suche nach dem perfekten Spiel die Regeln in den letzten Jahren allzu oft verändert.

Dabei ist die Suche nach dem perfekten Spiel vielleicht längst beendet. Weil das perfekte Spiel vor 25 Jahren erfunden wurde. In den USA, natürlich. Es ist laut, es vulgär, es ist unzähmbar: Es ist Socker Slam.

Die Geschichte dazu schrieb einmal Pablo Maurer für TheAthletic auf. Auch wenn der Begriff „Geschichte“ eigentlich noch untertrieben wäre, schließlich handelt es sich dabei um ein Epos. In dessen Zentrum der Unternehmer Terry Rich steht, der zu Beginn der 2000er als Manager eines Kabelfernseh-Unternehmens arbeitete. „Mir wurde klar, dass ich, wenn ich langfristig Geld haben wollte, eine TV-Show machen müsste”, sagte Rich TheAthletic. Und als er sich zu dieser Zeit die beliebtesten TV-Sendungen ansah, bemerkte er, dass die meisten US-Amerikaner beim Wrestling einschalteten. „Ich dachte mir: Mann, das sollte ich tun.”

Weil der Wrestlingmarkt zu dieser Zeit aber mit mehreren Verbänden, die wiederum die besten Wrestler unter Vertrag hatten, ausgeschöpft war, versuchte Rich einen neuen Dreh in die Sache zu bekommen. Und also erfand er einfach eine neue Sportart. „Die Tricks des Fußballs, die knallharte Action des Eishockeys und so viele Punkte wie beim Basketball” - Das war das Versprechen, das Rich und seine Mitstreiter von „Socker Slam“ ihren Zuschauern gaben. Durch die Recherche von TheAthletic tauchten nun auch längst verschollene Filmbänder dieser absurden TV-Show wieder auf.

Auf einem ist zu sehen, wie die rivalisierenden Teams der New York Bruisers und LA Surf aufeinandertreffen, nachdem die Bruisers im Vorjahr – laut Drehbuch – die Meisterschaft nach einer, nun ja, zweifelhaften Aktion gewonnen hatten. In der letzten Sekunde war der LA-Surf-Keeper zur Seite getackelt worden, die Bruisers trafen das leere Tor und die Schiedsrichter hatten in diesem entscheidenden Moment nicht hingesehen – kann passieren. Szenen, die einen glauben lassen, Hulk Hogan und der Undertaker wären nach einer Europatournee nach Hause gekommen und hätten sich eine neue Sportart erdacht. Als hätte die American Gladiator ein Probetraining beim Hamburger SV gewonnen. Oder wie es LA-Surf-Legende Logan „The Full Monty” Montgomery formulierte: „Es war Fußball auf Kokain.”

Beim Versuch, den schnöden Fußball zu amerikanisieren, hatten sich Terry Rich und seine Freunde immer absurdere Regeln und Szenarien auserdacht, die anschließend anhand eines losen Skripts auf dem Spielfeld verwirklicht wurden. In den letzten Minuten warfen sie zum Beispiel einen zweiten Ball, genannt „Slamball”, in den Ring. Die Mannschaft, die mit diesem Ball traf, erhielt zwei Punkte. Was kein Vergleich zu den sechs Punkten war, die jenem Team gutgeschrieben wurde, das den Allerwertesten eines Gegenspielers abschoss. Und erlaubt war nahezu alles.

Rich erklärte es so: „Wir saßen bei Krispy Kreme Donuts zusammen und ich dachte mir: Na komm, ich spreche die lächerlichsten Dinge aus, die mir in den Sinn kommen – und wir sehen, was passiert.” Was zur Folge hatte, dass der Spieler Luc Cisna eine Braune Karte sah, nachdem ihn der Schiedsrichter beim Furzen inmitten der Arena ertappt hatte. Innerhalb von zwei Tagen drehte die Crew in einer umgebauten Eishockeyhalle vier Spiele ab, die anschließend an TV-Stationen in den Staaten verkauft werden sollten.

Der Journalist Pablo Maurer enthüllte dabei noch viele weitere absurde Geschichten rund um Socker Slam, die hier in voller Länge nachgelesen werden können , und vergisst dabei auch nicht zu erwähnen, welche Zeitreise der Zuschauer dabei heute erlebt, inklusive fragwürdiger Bemerkungen der Reporter zum Outfit der Cheerleader und ausgelebter Gewaltfantasien.

Dass die Sportart leider nie den Durchbruch feiern durfte, lag vermutlich auch an den Einschaltquoten. Fox Sports World zeigte jede Episode exakt ein einziges Mal – nur in etwa 15.000 Haushalten lief der Wahnsinn auf den Bildschirmen. Kurz darauf war Schluss. Geblieben sind Erinnerungen. Es sei denn, das IFAB kommt schon bald auf gänzlich neue Ideen.

11freunde

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