Die Klub-WM in den USA war trotz aller Kritik ein Erfolg – aber sie steht für die unappetitliche Entwicklung in der Sportwelt


Agustin Marcarian / Reuters
Im Final der Klub-WM treffen am Sonntag um 21 Uhr (Schweizer Zeit) Paris Saint-Germain und der FC Chelsea in New York aufeinander. Es ist ein passendes Duell, denn beide Klubs haben in den letzten Jahren – nicht immer klug – Milliarden in ihre Kader gesteckt. Die Klub-WM wurde in diesem Jahr erstmals mit 32 Teilnehmern ausgetragen, vor zwei Jahren waren noch lediglich sieben Teams angetreten. Das Wachstum liegt am Preisgeld, an der Klub-WM in den USA betrug es eine Milliarde Dollar, allein der Finalsieg brachte 40 Millionen.
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Kein Schwergewicht des Klubfussballs wollte auf dieses Geld verzichten. Die teilweise scharfe Kritik am neuen Turnier stammt vor allem aus Europa und wirkt oft ignorant und arrogant. In anderen Teilen der Welt, etwa in Brasilien und Argentinien, verfolgte das Publikum die Klub-WM mit Begeisterung oder zumindest Interesse. Das Turnier war gut organisiert, bot phasenweise unterhaltsamen Fussball, und Aussenseiter von ausserhalb Europas schlugen sich wacker. Beide Finalisten hatten in der Gruppenphase gegen brasilianische Teams verloren – Paris Saint-Germain gegen Botafogo, Chelsea gegen Flamengo.
Es war spannend, die besten Teams Südamerikas gegen die europäischen Granden antreten zu sehen. Zwar sind die Klubs aus Brasilien und Argentinien wohlhabend, doch im Vergleich zu den Spitzenvereinen Europas fehlt ihnen das Geld, um ihre besten Spieler zu halten. Das ist seit Jahrzehnten so. Dennoch sind Flamengo, Fluminense, Botafogo, Palmeiras sowie River Plate und die Boca Juniors bedeutende Vereine mit Millionen Fans. Talente wie Estêvão (Palmeiras) und Franco Mastantuono (River Plate), beide Jahrgang 2007, nutzten die Klub-WM als Sprungbrett. Nun wechseln sie für hohe Ablösesummen zu Chelsea und Real Madrid.
Wirtschaftlich ist die Klub-WM ein ErfolgDer Fifa-Präsident Gianni Infantino zog am Wochenende ein erwartungsgemäss euphorisches Fazit. «Das ist der erfolgreichste Vereinswettbewerb der Welt. Wir haben etwas geschaffen, was die Landkarte des Fussballs verändert», sagte der Walliser in New York. 2,5 Millionen Zuschauer kamen im letzten Monat in die Stadien, im Schnitt rund 40 000. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Tickets zum Teil kurzfristig zu Schleuderpreisen verkauft wurden. Die USA sind eben noch kein ausgeprägtes Fussballland. Dennoch generierte das Turnier rund 2 Milliarden Dollar Umsatz.
Die Klub-WM diente auch als Testlauf für die Weltmeisterschaft 2026 in den USA. Eine Erkenntnis der Hauptprobe: Spiele im amerikanischen Hochsommer um 12 oder 15 Uhr anzusetzen, ist kaum klug. Daran wird sich an der Weltmeisterschaft wenig ändern, der lukrative europäische TV-Markt wird auch dann den Spielplan diktieren.
Die gleichen Menschen, die in Europa der Klub-WM ablehnend gegenüberstehen, feiern die englische Premier League sowie die Champions League als Mass aller Dinge. Das ist scheinheilig, auch dort bestimmt das Geld. Und der sportliche Wert der Klub-Weltmeisterschaft mag noch unbedeutend sein, aber das ist bei neuen Wettbewerben stets der Fall. Die Klub-WM ist jedenfalls gekommen, um zu bleiben – und das ist in Ordnung. Der Fussball gehört allen, nicht nur Europa.
An der Austragung der nächsten Klub-WM gibt es bereits grosses InteresseInfantino hat das erkannt. Der oft machiavellistische Fifa-Präsident mag den Bezug zu Europa und der Schweiz verloren haben, nicht aber zur Realität der Sportwelt, die zunehmend von Sportswashing geprägt ist. Der saudische Staatsfonds PIF hat sich in vielen Sportarten ausgebreitet, auch im Fussball. Die Abhängigkeit der Fifa von Saudiarabien ist beunruhigend – nicht zuletzt, weil die WM 2034 in einem Land mit einem fragwürdigen Verständnis von Demokratie und Menschenrechten stattfindet.
Der PIF zahlte vor einigen Monaten zufällig genau eine Milliarde Dollar für zehn Prozent der Anteile an Dazn, nachdem der Streamingdienst die Übertragungsrechte der Klub-WM für eine Milliarde Dollar gekauft hatte. Alle Spiele wurden schliesslich kostenlos auf Dazn gezeigt, was die Fifa natürlich begrüsste.
Infantinos Machtinstinkt ist beeindruckend, seine Nähe zu umstrittenen Figuren oft unangenehm. Auch mit dem US-Präsidenten Donald Trump versteht er sich bestens. Kürzlich eröffnete die Fifa sogar Büros im Trump Tower in New York. In den meisten Ländern ausserhalb Europas stört das niemanden. Dort freut man sich über die Klub-WM. An den Austragungen 2029 und 2033 gibt es bereits grosses Interesse – aus Brasilien, Katar und natürlich Saudiarabien.
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