Bayern gegen PSG: Positive Erinnerungen ohne Wert

Wenn am Samstag um 12 Uhr Ortszeit im klimatisierten Stadion von Atlanta das Viertelfinale zwischen dem FC Bayern und Paris St. Germain bei der Klub-WM angepfiffen wird, ist die Statistik nichts wert. Ein Blick auf frühere Duelle lohnt sich trotzdem.
Siegtor: Min-Jae Kim köpft am 26. November des vergangenen Jahres das 1:0 gegen PSG in der Ligaphase der Champions League. IMAGO/PsnewZ
In 14 Partien zwischen dem sechsmaligen Henkelpott-Gewinner FC Bayern und dem aktuellen PSG gab es noch nie ein Unentschieden. Das wird auch am Samstag der Fall sein, zur Not wird der Gewinner im Elfmeterschießen ermittelt. Die Münchner gewannen die jüngsten vier und sechs der letzten sieben Duelle mit den Parisern, insgesamt acht bei sechs Niederlagen. Die Tordifferenz: 19:15 pro Bayern.
Viel ableiten aus den vergangenen Begegnungen sollten die Münchner nicht. Dazu haben sich erstens die Kader zu sehr verändert, zweitens spielt PSG seit Jahresbeginn einen herausragenden Fußball. Beim bislang letzten Aufeinandertreffen, dem 1:0 der Bayern am 26. November vergangenen Jahres in der Allianz-Arena, war dies noch nicht der Fall.
Die Münchner siegten durch einen Kopfballtreffer von Min-Jae Kim verdient mit 1:0, dominierten dieses Spiel weitgehend. Sieben bis acht Spieler aus der damaligen Elf dürften auch am Samstag auflaufen. Den lange verletzten Torschützen Kim wird Jonathan Tah ersetzen, Josip Stanisic den am Kreuzband verletzten Alphonso Davies. Michael Olise kam nur als Joker zum Zug, spielt nun anstelle des gewechselten Leroy Sané. Offen ist, ob wie damals Leon Goretzka neben Joshua Kimmich spielt oder Aleksandar Pavlovic.
Coman entscheidet mit Neuer das Finale 2020Viel entscheidender ist, was sich bei PSG seitdem getan hat, nicht nur in puncto Leistung. Gianluigi Donnarumma hat seinen Platz im Tor gegen Matvei Safonov zurückerobert, er ist ein starker Rückhalt. Und: Mit Desiré Doué war der eine Flügel des Champions-League-Siegers damals nur Ersatz, Khvicha Kvaratskhelia kam erst im Winter aus Neapel. Das Duell am Samstag steht also unter komplett anderen Voraussetzungen.
Ihren bislang letzten Henkelpott gewannen die Bayern 2020 im Finale gegen das von Thomas Tuchel trainierte PSG. Vorne köpfte Kingsley Coman nach Flanke von Kimmich das Siegtor, hinten hielt Manuel Neuer unter anderem gegen Neymar weltklasse. Aus der Siegerelf sind neben den drei erwähnten noch Goretzka, Serge Gnabry und Thomas Müller dabei, Davies fehlt wie erwähnt. Die Bayern hatten in diesem "Geister-Endspiel" des Corona-Finalturniers in Lissabon das Spielglück auf ihrer Seite.
Weah trifft bei der PremiereUnd sonst? Das erste Duell im September 1994 gewannen die Pariser mit 2:0, George Weah traf zum 1:0. Mit diesem Resultat und erneut dem Torschützen Weah siegten sie auch zwei Monate später im Olympiastadion. Am 27. September 2017 kostete ein 0:3 in Paris Bayern-Trainer Carlo Ancelotti den Job, auch weil er auf Stars wie Franck Ribery, Mats Hummels, Arjen Robben und Jerome Boateng verzichtet hatte. Bei Paris hütete Kevin Trapp das Tor.
Die Revanche für 2020 gewann PSG ein Jahr später im Viertelfinale dank der damals noch gültigen Auswärtstorregel. Nach dem 3:2-Hinspielsieg in München konnten sich die Franzosen eine 0:1-Heimniederlage im Rückspiel leisten, die Bayern konnten den Ausfall des verletzten Robert Lewandowski nicht kompensieren.
Dafür behielten sie im Achtelfinale 2022/23 das bessere Ende für sich. Coman sorgte im Prinzenpark für den Hinspielsieg, in München folgte noch unter dem bald darauf entlassenen Julian Nagelsmann ein 2:0 durch Tore von Eric Maxim Choupo-Moting und Gnabry. Paris wirkte wie ein seelenloser Haufen voller Individualisten. So schnell ändern sich die Zeiten, mittlerweile ist es ein perfekt abgestimmtes Kollektiv und geht ganz sicher als Favorit in das Wiedersehen mit dem FC Bayern.
kicker