Geheimtipp in Italien: Ein Kappadokien, das kaum jemand kennt

Hunderte bunte Heißluftballons, zerklüftete Felslandschaften und unterirdische Städte – bei „Kappadokien“ denken die meisten sofort an die märchenhafte Vulkanregion in Zentralanatolien. Sie zählt immerhin zu den spektakulärsten Naturwundern in der Türkei und ist eines der beliebtesten Reiseziele im Land. Doch nur die wenigsten wissen: Es gibt auch ein Kappadokien in Italien.
Mitten in den Abruzzen, dem „Klein-Tibet“, liegt Cappadocia, ein charmantes Bergdorf im Herzen der Marsica. Der Ort in der Provinz L’Aquila hat mit seinem türkischen Namensvetter zwar keine sogenannten Feenkamine oder Ballonfahrten gemein – dafür aber eine eigene, stille Magie: mittelalterliche Gassen, geheimnisvolle Höhlen und eine Natur, die zu jeder Jahreszeit verzaubert.
Cappadocia gehört zu den Borghi Autentici d’Italia – den „authentischen Dörfern“ Italiens. Und das aus gutem Grund: Hier, auf über 1000 Metern Höhe, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
Der alte Dorfkern mit seinen Häusern aus Naturstein und romanischen Kirchen zeugt von einer langen Geschichte. Erste schriftliche Erwähnungen stammen aus dem zwölften Jahrhundert, wie auf der Website des Vereins „Borghi Autentici d’Italia“ nachzulesen ist.
Zu den Highlights zählt der Baronialpalast mit mystischen Hochreliefs von Tiersymbolen – ein Hinweis auf die einstige Bedeutung des Ortes für verschiedene Adelsgeschlechter wie die Orsini und Colonna. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Kirchen Santa Margherita und San Biagio, die Gedenkstätte mit Bronzefigur unter dem Uhrturm sowie die Ruinen einer frühmittelalterlichen Abtei.
Umgeben von Buchen- und Kastanienwäldern liegt Cappadocia idyllisch im Nerfa-Tal. Zur Gemeinde gehören drei Ortsteile: Petrella Liri, Verrecchie und Camporotondo. Letzterer lädt mit einem kleinen Skigebiet zu Winterabenteuern ein.
Im Sommer ist die Gemeinde der ideale Ausgangspunkt für Wanderausflüge. Es locken unter anderem der nahe gelegene Parco Naturale Regionale Monti Simbruini, welcher bereits in der italienischen Region Latium liegt, sowie der etwas weiter entfernte Nationalpark Abruzzen, Latium und Molise, der zu den beliebtesten Europas zählt.

Lohnenswerte Ziele in der Umgebung sind der spektakuläre Wasserfall Lo Schioppo, der See Lago Sant’Antonio oder das Heiligtum Santuario della Santissima Trinità, das tief im Simbruini-Gebirge verborgen liegt. Rund um Cappadocia gibt es zudem zahlreiche Höhlen. Besonders eindrucksvoll sind die Grotta di Beatrice Cenci und die Grotta Cola.
In der Höhle, zwischen Stalaktiten und Stalagmiten, befindet sich eine archäologische Stätte aus prähistorischer Zeit. Nicht weit entfernt liegt der Ovido di Verrecchie, eine über 300 Meter lange Karsthöhle mit rauschendem Bach und Winterwasserfall.
Die Küche von Cappadocia ist typisch abruzzesisch. Zu den Spezialitäten zählen:
- Sagne (hausgemachte Pasta)
- Polenta und Hülsenfruchtsuppen
- Käse und Lammfleischprodukte wie Coratella (Innereien)
- deftige Panuntella – ein mit Fleischfett bestrichenes Fladenbrot
- Pilzgerichte
Speisen wie diese werden etwa im Ristorante C’era Una Volta oder in der Trattoria Da Rina angeboten. Im Herbst lohnt sich besonders ein Besuch zur Kastanien- und Panuntella-Festwoche.
Cappadocia liegt rund 100 Kilometer östlich von Rom und ist in etwa anderthalb Stunden mit dem Auto erreichbar – ideal für einen Tagesausflug, denn die Unterkunftsmöglichkeiten im kleinen Ort selbst sind begrenzt: Es gibt nur wenige rustikale Ferienwohnungen und Häuser. Eine größere Auswahl an Hotels und Apartments findest du im nahe gelegenen Avezzano oder in Subiaco.
Der nächste Bahnhof und größere Halt für überregionale Busse liegt in Tagliacozzo, rund elf Kilometer von Cappadocia entfernt. Die schnellste Verbindung vom Flughafen Fiimicino Aeroporto in Rom mit Umstieg in Tiburtina nach Tagliacozzo beträgt etwa zwei Stunden und 40 Minuten.
Von Tagliacozzo aus fahren lokale Busse in Richtung Pacentro sowie in umliegende Dörfer, darunter auch Cappadocia. Fahrpläne, Linienübersichten und weitere Informationen findest du auf der offiziellen Website von TUA – Trasporto Unico Abruzzese.
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rnd