AC/DC in Berlin: Angus Young entfacht Höllenfeuer im Olympiastadion

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AC/DC in Berlin: Angus Young entfacht Höllenfeuer im Olympiastadion

AC/DC in Berlin: Angus Young entfacht Höllenfeuer im Olympiastadion

Es war einer dieser Abende, an denen Berlin rockte, als gäbe es kein Morgen. 66.000 Fans, aus der ganzen Republik, aber auch überraschend viele aus Polen, Tschechien oder Dänemark angereist, füllten das Olympiastadion am frühen Montagabend. Insgesamt 66.000 Zuschauer wollten den Auftritt von AC/DC sehen. Schon Stunden vor dem Konzert schien die Sonne prall vom Himmel, und auf dem Olympischen Vorplatz herrschte Sommerstimmung. Als dann die Hardrock-Legenden um Angus Young, Brian Johnson & Co. die Bühne betraten, wurde aus der Hitze eine immer wieder aufflackernde glühende Leidenschaft.

Mit den ersten Riffs von „If You Want Blood“ verwandelte sich das Olympiastadion in ein brodelndes Hardrock-Meer. Teufelshörner leuchteten, wie besessen reckten Zehntausende ihre Arme in den Abendhimmel, das unverkennbare Rockzeichen hat jeder Zuschauer mindestens einmal gezeigt. Das Publikum war auf Betriebstemperatur, AC/DC gossen mit „Shot Down in Flames“ und „Demon Fire“ schon überaus früh am Abend zusätzlich Öl ins Feuer.

AC/DC: Hardrock-Legende Angus Young ist der Star des Abends

Der Star des Abends? Zweifelsohne Gitarrist Angus Young, Mitbegründer der australischen Band und an diesem Abend der unerschütterliche Antreiber von AC/DC. Wie er mit 70 Jahren immer noch agil, wie ein Teenager über die Bühne wirbelte, ließ das Gros der euphorisierten Zuschauer immer wieder Staunen. In seiner ikonischen Schuluniform begann er noch ganz lässig, doch schnell wurde es wild um ihn. Seine Haare entwickelten ein Eigenleben, die Füße bewegten sich abwechselnd im Takt, und sein energiegeladenes Getänzel auf der Bühne riss selbst die letzten Zweifler mit. „Der Mann ist 70 Jahre alt, einfach nur verrückt“, staunt ein Fan auf der Haupttribüne.

Mit krachender Wucht sorgte dann auch Brian Johnsons Stimme für Rock ‚n‘ Roll. „Thunderstruck“ ließ das Stadion zum ersten Mal richtig kochen. „We got Berlin struck!“, brüllte er, heiser, triumphierend. Es war eines der Highlights des Abends. Die „Power Up“-Tour, benannt nach ihrem jüngsten Nr.-1-Album, das in 21 Ländern die Charts stürmte, bewies: AC/DC sind noch lange nicht am Ende.

Schon davor, währenddessen und nach dem Konzert stellten sich etliche Besucher dieselbe Frage: Sollte das wirklich ihr letztes Mal sein? Die Band wirkte so energiegeladen, so verdammt jugendlich, dass es fast absurd erschien, von einem möglichen Abschied zu sprechen. Man wird nun mal nicht jünger. Angus Young hämmerte seine Riffs trotzdem wie ein Besessener, Brian Johnsons Stimme knirschte mit derselben Urgewalt wie vor Jahrzehnten – und das Publikum? Es dankte ihnen mit einer Hingabe, die zeigte: Diese Band tut den Menschen einfach gut. Nur das Gehör und die eigenen Ohren werden mit AC/DC auch im kommenden Jahrzehnt wohl keine guten Freunde mehr.

War es das letzte AC/DC-Konzert in Berlin?

Doch wer genau durfte an diesem Montag im Hochsommer überhaupt in den Genuss kommen, Hardrock-Legenden in ihren dritten Frühling mitzuerleben? Der Blick durch die Menge im Rund offenbarte ein faszinierendes Generationen-Panorama. Zunächst: Es war ein bunter Mix: Alte, 30- bis 45-Jährige, die wohl über ihre Eltern zu AC/DC gekommen sind, aber auch Jungsche, die vermutlich über Fußballauswärtsfahrten zum Hardrock fanden, neben Teenagern, für die „Highway to Hell“ oder „Hells Bells“, eingeleitet von der monumentalen Glocke, einfach Kulturgut ist. „Mein Vater hat mir die Platten vorgespielt – jetzt bin ich hier und verstehe, warum“, so eine 19-Jährige aus Neukölln.

Gitarrist Angus Young war der Star des Abends in Berlin.
Gitarrist Angus Young war der Star des Abends in Berlin.Christina Kratsch/DAVIDS

Die Kleiderordnung? Überwiegend AC/DC-Shirts – zwischen 70 und 80 Prozent mit Merchandising der Band. Und dass, trotz der ungeschriebenen Konzertregel, dass man ja eigentlich nicht das Shirt der Band trägt, auf dessen Konzert man gerade ist. Sei’s drum. Mit Ticketpreisen im hohen zweistelligen bis unteren dreistelligen Bereich war es beileibe kein günstiger Abend gewesen – aber wie die begeisterten Gesichter später zeigten, war das dann doch jeden Cent wert. Großen Stress gab es am Montagabend laut der Polizei im Übrigen keinen.

Bei „You Shook Me All Night Long“ verwandelte sich dann das Olympiastadion in einen gigantischen Chor. Nicht alle hielten das Tempo jedoch durch – Dutzende überhitzte oder übermütige Fans mussten von Sanitätern hinausbegleitet werden. Und ja, die vielen Handyleuchten in der Luft nervten hin und wieder – aber Berlin zeigte, dass es rocken kann. Auch wenn das Konzert natürlich nicht an Buenos Aires 2009 rankommt, das damals in einer puren südamerikanischen Ekstase endete.

Trotzdem: Für einen Abend durften über 66.000 Zuschauer für wenige Stunden all ihre Sorgen vergessen, die Fäuste recken und ihre Hörner leuchten lassen. Hinzu kam mit „For Those About to Rock“ samt Salutschüssen aus Kanonen und einem wunderbaren Feuerwerk ein brillantes Ende. Ob es das letzte Mal war? Wer weiß. Aber eines ist sicher: Solange AC/DC spielen können wie heute, sollten sie es weiter tun. Mögen sie noch lange bleiben.

Berliner-zeitung

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