Nothing Headphone (1) hat Stil: Was ist das denn für ein irrer Kopfhörer?

Einen Kopfhörer wie den Nothing Headphone (1) hat man bisher noch nicht gesehen.
(Foto: kwe)
Auch bei seinem ersten Bügel-Kopfhörer bleibt Nothing seinem Stil treu. Zum Glück, denn der Headphone (1) begeistert nicht nur mit einem erfrischend eigenwilligen, aber zweckdienlichen Design, sondern überzeugt auch mit einem tollen Klang und einer effektiven aktiven Geräuschunterdrückung.
Es gibt nicht viele Hersteller, die es wagen, mit neuen Produkten eigene Design-Wege zu beschreiten, weshalb viele Geräte fast identisch aussehen und sich oft nur in Details unterscheiden. Nothing ist einer von den wenigen Newcomern, die sich trauen und es können, anders zu sein. Und weil sie ihre eigene Designsprache mit Qualität verbinden, sind die Briten inzwischen auch recht erfolgreich, speziell mit ihren Smartphones und Ohrhörern. Jetzt geht der Hersteller mit seinem ersten Bügel-Kopfhörer den nächsten Schritt, dem knapp 300 Euro teuren Headphone (1).

Die "Delle" ist ein Erkennungszeichen.
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Schon die ansonsten schlichte Transportbox deutet an, dass man hier etwas von Nothing in den Händen hält. Denn ihre Form und zwei Vertiefungen an Ober- und Unterseite erinnern an die Ladecases von Ohrhörern des Herstellers. Öffnet man die Box, gibt es keine Zweifel mehr.
Einzigartiges, bequemes DesignDer Kopfhörer könnte von keinem anderen Hersteller sein, kein bekanntes Headset sieht auch nur annähernd so aus wie der Nothing Headphone (1). Die aus mattem Aluminium bestehenden Gehäuse sind rechteckig mit abgerundeten Ecken. Auf der Außenseite gibt klares Plexiglas den Blick frei auf Details der Akustikkammern, die wie die Ohrpolster eine länglich-ovale Form haben. Der Bügel mit massiven Metallaufhängungen sieht vergleichsweise normal aus.
Der nach IP52 vor Staub und Feuchtigkeit geschützte Headphone (1) macht insgesamt einen äußerst hochwertigen und robusten Eindruck. Dazu trägt auch sein relativ hohes Gewicht von 329 Gramm bei. Trotzdem ist er sehr bequem zu tragen, auch für eine längere Zeit.
Das liegt einerseits an großzügigen Polstern am Bügel und den Muscheln. Nothing hat aber auch die Gewichtsverteilung optimal hinbekommen und erreicht mit gefederten Aufhängungen einen idealen Anpressdruck. Schön ist auch der geringe seitliche Abstand des Bügels zum Kopf, wodurch die Silhouette verkleinert wird.
Hervorragende SteuerungEin großes Lob gibt es für die eigenwillige, aber sehr gelungene Steuerung mit physischen Elementen, die sich alle auf der rechten Seite befinden. An der Unterseite des Aluminiumgehäuses findet man dort neben Klinkenbuchse und USB-C-Anschluss den Ein-/Ausschalter. Er dient nicht gleichzeitig zur Bluetooth-Kopplung, dafür hat der Kopfhörer auf der Innenseite eine versteckte Extra-Taste.

Paddel und Rolle.
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Die wichtigsten Steuerelemente sind "Rolle" und "Paddel", die perfekt für den Daumen erreichbar am Rahmen platziert sind. Drückt man die Rolle kurz, startet oder pausiert die Wiedergabe. Drückt man sie länger, wechselt man zwischen aktiver Geräuschunterdrückung (ANC) und Transparenzmodus. Die Lautstärke verändert man, indem man die Rolle dreht.
Um einen Song vor- oder zurückzuspringen, drückt man das Paddel kurz in die entsprechende Richtung. Hält man es länger, spult man vor- oder zurück, auf die gleiche Weise nimmt man Anrufe an oder lehnt sie ab.
Tolles Extra für Nothing PhonesZusätzlich hat der Nothing Headphone (1) eine Sondertaste auf der rechten Außenseite im vorderen Eck. Über sie kann man zwischen verschiedenen Streamingdiensten oder Playlists wechseln, eine Sprachansage teilt mit, was jeweils abgespielt wird. Das ist cool, "Channel Hop" funktioniert aber nur mit einem Nothing Phone. Bei anderen Geräten startet man so lediglich einen digitalen Assistenten.

Wer gerne Equalizer nutzt, kommt voll auf seine Kosten.
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Einstellungen nimmt man in der angenehm schlicht gestalteten Nothing-App vor. Hier findet man auch einen enorm umfangreichen Equalizer. Es gibt eine schlichte Ausführung mit verschiedenen Modi und einfachen manuellen Einstellungen. Daneben gibt es die Option, über acht Frequenzbänder Profile zu erstellen. Dabei kann man sogar bestimmen, wie breit oder schmal ein Frequenzbereich sein soll (Q-Faktor).
Klasse KlangDer von Nothing in Zusammenarbeit mit dem renommierten britischen Audio-Unternehmen KEF entwickelte Klang des Kopfhörers begeistert aber schon mit der voreingestellten, "ausbalancierten" Abstimmung. Die tief reichenden Bässe sind kräftig, aber nicht aufdringlich. Und sie mischen sich auch nicht in die breit aufgestellten, sauber definierten Mitten ein. Die Höhen sind glasklar, ohne jemals zu stechen oder zu verzerren, wenn es mal richtig laut wird. Insgesamt wirkt der Klang angenehm transparent und luftig und macht bei jedem Musikstil Spaß.
Mit kompatiblen Geräten kann man Musik höher aufgelöst mit LHDC hören, ansonsten ist AAC der beste Bluetooth-Codec. Eine weitere Möglichkeit, Sound in besserer Qualität zu genießen, ist verkabelt über den Klinken- oder USB-C-Anschluss.
Der Kopfhörer unterstützt Spatial Audio und kann auch normalen Stereo-Tracks einen räumlichen Klang verleihen. Zusätzlich kann man Headtracking aktivieren, wobei die Musikquelle scheinbar an Ort und Stelle bleibt, wenn man den Kopf dreht.
Gutes ANC, enorme AusdauerDie aktive Geräuschunterdrückung ist zwar nicht ganz so stark wie etwa beim Sonos Ace, aber trotzdem effektiv. Gleichmäßiges Rauschen im Zug wird beispielsweise zuverlässig herausgefiltert, an belebten Straßen hat man ebenfalls weitgehend seine Ruhe. Mit etwas Musik hört man auch im Büro nichts vom Tastengeklapper oder Gesprächen der Kolleginnen und Kollegen.
Die Stärke des Effekts kann man in drei Stufen einstellen oder adaptiv anpassen lassen, was im Praxistest akkurat funktioniert hat. Prima: Der Nothing Headphone (1) lässt sich von starkem Wind nicht allzu sehr aus der Ruhe bringen.
Der Transparenzmodus übertreibt leicht. Das heißt, man hört Umgebungsgeräusche etwas lauter als sie tatsächlich sind. Das ist aber nicht unangenehm, und das typische Rauschen des Effekts fällt moderat aus.
Der Kopfhörer macht auch beim Telefonieren einen ordentlichen Job. Die eigene Stimme kommt gut rüber und Störgeräusche werden weitgehend herausgefiltert, solange man sich nicht in einer zu lauten Umgebung wie belebten Kreuzungen befindet.
Die Ausdauer des Headphone (1) ist enorm. Laut Nothing hält er mit aktiviertem ANC bis zu 35 Stunden durch, ohne aktive Geräuschunterdrückung oder Transparenzmodus sogar 80 Stunden. Das ist dem bisherigen Testverlauf nach durchaus realistisch. Ein komplett leerer Akku ist in rund zwei Stunden wieder voll, nach fünf Minuten am Ladegerät kann man etwa 2,4 Stunden Musik mit ANC hören.
FazitDer Nothing Headphone (1) ist ein toller neuer Bügel-Kopfhörer. Sein Klang ist prima, die aktive Geräuschunterdrückung gut, die Steuerung ausgezeichnet und die Ausdauer bemerkenswert hoch. Dazu kommt ein großer Funktionsumfang, speziell mit Smartphones des Herstellers. Herausragend macht den Headphone (1) aber erst sein Design. Wenn man es mag, ist der Kopfhörer seine 300 Euro wert.
Quelle: ntv.de
n-tv.de