Die Waldbrände in Ostdeutschland sind noch immer nicht unter Kontrolle

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Die Waldbrände in Ostdeutschland sind noch immer nicht unter Kontrolle

Die Waldbrände in Ostdeutschland sind noch immer nicht unter Kontrolle

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Die Waldbrände, die Anfang der Woche in Ostdeutschland ausbrachen, sind noch immer nicht unter Kontrolle. Betroffen sind vor allem das Gebiet der Gohrischheide an der Grenze zwischen Sachsen und Brandenburg sowie die Saalfelder Höhe in Thüringen. Am Freitagmorgen waren in beiden Gebieten mehr als tausend Feuerwehrleute mit Löschfahrzeugen im Einsatz.

In Thüringen hat sich die Lage nach Angaben eines Sprechers des Landkreises etwas entspannt. Doch auch wenn sich der Brand in der Fläche nicht ausgebreitet habe, sei er noch nicht unter Kontrolle. In der Nacht sind dort zur Unterstützung der Löscharbeiten Einsatzkräfte aus Bayern eingetroffen. Sie sollen bis Sonntag dortbleiben, da die Gefahr besteht, dass sich die Brände am Wochenende durch ungünstige Winde und Trockenheit weiter ausbreiten. Der Brand auf der Saalfelder Höhe gilt als der grösste Waldbrand dort seit mehr als dreissig Jahren.

Auch in der Gohrischheide gehen die Löscharbeiten weiter. Wechselnde Winde fachen dort das Feuer weiter an und fördern dessen Ausbreitung. Die Feuerwehr vor Ort schätzte die vom Brand betroffene Fläche am Donnerstagabend auf 1000 Hektaren. Erschwert werden die Löscharbeiten in der Gohrischheide durch die Nähe zu einem früheren Truppenübungsplatz.

Böden mit Munition verseucht

Weil die Munition, die sich dort im Boden befindet, immer wieder detoniert, muss die Feuerwehr bei den Löscharbeiten einen Sicherheitsabstand einhalten. Das gilt auch für die Löschhelikopter der Bundespolizei, die dort zum Einsatz kommen. Mittlerweile seien in dem Gebiet deshalb gepanzerte Löschfahrzeuge im Einsatz, berichtet der Mitteldeutsche Rundfunk. Landwirte unterstützten die Feuerwehr mit Löschwasser. Am Donnerstag wurde für drei Gemeinden in dem Gebiet Katastrophenalarm ausgelöst.

Auch Brandenburg ist von den Waldbränden betroffen. Allerdings hat sich die Lage dort beruhigt, weil der Wind Richtung Sachsen gedreht hat. Dennoch mussten die Landwirte ihre Felder dort zum Teil vorzeitig abernten, damit das Feuer nicht auf den trockenen Roggen oder das Getreide übergreift. Die Noternten bescheren den Landwirten finanzielle Verluste, weil das Getreide nur noch als Futtermittel verwendet werden kann.

Wenig Regen, hohe Temperaturen

Bereits in den vergangenen Jahren war es in Ostdeutschland immer wieder zu Waldbränden gekommen. Sie treten dort häufiger auf als in Westdeutschland. Eine Ursache ist das kontinentalere Klima, das in Ostdeutschland herrscht. Während der Westen häufiger von atlantischen Tiefausläufern getroffen wird, die Regen bringen, gibt es in Ostdeutschland vor allem im Sommer höhere Temperaturen und wenig Niederschlag.

Zusammen mit den sandigen Böden, die vor allem in Brandenburg und Sachsen die Landschaft dominieren und das Wasser nur schlecht speichern, leidet die Vegetation im Osten daher häufiger als jene im Westen unter Trockenheit. Das macht sie anfällig für Brände, die sich auf den ausgetrockneten Böden rasch ausbreiten können.

Hinzu kommt eine Altlast aus DDR-Zeiten. Aus wirtschaftlichen Gründen hatten die sozialistischen Landschaftsplaner die Wälder vorwiegend mit schnell wachsenden Nadelbäumen aufgeforstet. Dadurch entstanden grossflächige Kiefernmonokulturen, die besonders brandanfällig sind, weil Kiefern hochentzündliches Harz enthalten.

Fahrlässigkeit häufigste Brandursache

Die zum Teil schlechte technische Ausstattung vieler Regionen im Osten erschwert die Brandbekämpfung. So bemängelt der sächsische Landesfeuerwehrverband, es fehle vor Ort vielfach an Tanklöschfahrzeugen, Löschrobotern für munitionsverseuchtes Gelände sowie an Helikoptern. Diese sind besonders wichtig, weil sie sich flexibler als Löschfahrzeuge einsetzen lassen, um Menschen zu retten und Löschpumpen zu den Bränden zu transportieren.

Auch wenn die geografischen und forstwirtschaftlichen Bedingungen in Verbindung mit Hitze und Trockenheit die Entstehung von Waldbränden im Osten Deutschlands fördern, sind sie dennoch nicht ursächlich für die Brände. Diese entstehen vielmehr durch menschliche Unachtsamkeit wie etwa das Wegwerfen brennender Zigaretten und durch vorsätzliche Brandstiftung.

So waren nach Angaben der Waldbrandstatistik des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft im vergangenen Jahr 27 Prozent der Brände in Deutschland auf fahrlässiges Verhalten von Campern und Waldbesuchern zurückzuführen. Rund 18 Prozent gingen auf Brandstiftung zurück. Bei 42 Prozent der Brände blieb die genaue Ursache hingegen ungeklärt. Dagegen spielten natürliche Ursachen wie etwa Blitzeinschläge als Brandursache nur eine untergeordnete Rolle.

nzz.ch

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