Augsburg schlägt sich gegen Dortmund selbst

Der Druck für den FC Augsburg und seinen Coach Sandro Wagner ist noch größer geworden: Trotz kämpferisch ordentlicher Leistung schlug sich der FCA gegen Borussia Dortmund selbst.
Dem 1:0 (1:0)-Siegtreffer für den BVB am Freitagabend (31.10.2025) durch Serhou Guirassy (37. Minute) ging ein missratener Abwehrversuch der Gastgeber voraus, die nun sechs ihrer vergangenen acht Spiele verloren haben und am Rand zur Abstiegszone der Fußball-Bundesliga stehen. Dortmund steht nach einer glanzlosen, aber komplett soliden Leistung zumindest für eine Nacht auf dem zweiten Tabellenplatz.
Am Ende der Partie apllaudierten die Augsburg-Fans ihrem Team und auch Wagner, vorher hatte es aber Plakate gegen den Trainer gegeben. "Personenkult" wurde ihm vorgeworfen, der Coach nannte das "schade", verstand aber den grundsätzlichen Unmut nach den vielen Niederlagen.
Keeper Dahmen stellt sich hinter WagnerFCA-Keeper Finn Dahmen sagte aber im Sportschau-Interview über die Anti-Wagner-Stimmung während des Spiels: "Ich teile die Meinung auf gar keinen Fall. Wir als Mannschaft arbeiten sehr gerne mit Sandro zusammen und wollen da alle zusammen durchgehen." Auch Keven Schlotterbeck betonte: "Es ist ganz wichtig, dass wir weiter zusammenstehen. Dass wir alles geben und als Team verteidigen, hat man heute gesehen."
Wagner lobte auf der Pressekonferenz die Art und Weise, wie seine Mannschaft gegen "eines der besten Teams in Deutschland" aufgetreten war. "Wir haben vielleicht eineinhalb Chancen zugelassen, das ist absolut positiv."
BVB-Torhüter Gregor Kobel sagte in der ARD: "Unser Programm in den letzten Tagen und Wochen kostet natürlich Körner. Aber wir haben hier einen super Fight geliefert, und es ist schön, dass wir auch dreckig gewinnen. Du kannst nicht immer zaubern. Wenn du hinten die Null hältst, fällt halt vorne manchmal auch ein Ball runter, den ein Superstürmer wie Serhou dann reinmacht."
Dass in der ersten Halbzeit überhaupt ein Tor fiel, hatte der Spielverlauf nun wirklich nicht hergegeben. Den Augsburgern war nach ihrem jüngsten 0:6 in der Liga gegen Leipzig und dem peinlichen Pokalaus gegen den Zweitliga-Vorletzten Bochum deutlich anzumerken, dass Fehlervermeidung auf der Prioritätenliste ganz oben stand. Es gab praktisch überhaupt keine Offensivbemühungen, kein Nachrücken in die Spitze, so gut wie keine Strafraumpräsenz.
2:2 Torschüsse zur PauseMickrige zwei Torschüsse standen nach 45 plus drei Minuten für den FCA zu Buche, Gregor Kobel hatte keinen Ball parieren müssen. Zwei Torschüsse zählten die Datensammler aber auch für den BVB, der es langsam und behäbig angehen ließ, das Mittelfeld mit phasenweise knapp 60 Prozent Ballbesitz zwar weitgehend unter Kontrolle hatte, dabei aber keine Torgefahr ausstrahlte.
Ein klareres 0:0 beim Seitenwechsel gab es in der laufenden Saison vermutlich selten bis gar nicht, doch einer der beiden Dortmunder Abschlüsse landete tatsächlich im Netz der Augsburger. Daran waren sie allerdings mal wieder selbst schuld, je nach Auslegung aber auch der pure Zufall.
Matsima köpft Massengo an - Guirassy bedankt sichFakt ist: FCA-Innenverteidiger Christian Matsima hätte bei seinem Klärungsversuch an der Strafraumgrenze mehr Möglichkeiten gehabt, als die Kugel direkt an die Brust seines Nebenmanns Han-Noah Massengo zu köpfen, der sie dann - und das war wirklich unglücklich - genau in den Lauf von Guirassy prallen ließ.
Guirassy hatte seit dem dritten Spieltag nicht mehr für den BVB getroffen, dieses Geschenk ließ er sich aber nicht entgehen. Finn Dahmen bekam zwar noch eine Faust an den Ball, baute aber nicht genug Körperspannung auf, um ihn noch um den Pfosten lenken zu können.
FCA-Kreativabteilung nicht im SpielEine Reaktion der Augsburger, eine Änderung ihrer Spielidee erfolgten nicht. Das Spiel gegen den Ball und die Laufbereitschaft waren zwar durchaus vorhanden, doch die Kreativabteilung mit Fabian Rieder und Alexis Claude-Maurice war ein Totalausfall. Nach einer Stunde hatte Rieder so viele Ballkontakte wie sein eigener Torhüter, Claude-Maurice sogar noch weniger.
Eine echte Spitze hatte der FCA auch nicht auf dem Platz, der angezählte Trainer Sandro Wagner reagierte erst in der 63. Minute und brachte zwei Flügelspieler: Elias Saad und Anton Kade. Die größte Gefahr im offensiven Zentrum strahlte nach 72 Minuten Mittelfeldrenner Elvis Rexhbeçaj aus, der aber vom eingewechselten Jobe Bellingham am Fünfmeterraum mit einer spektakulären Hochrisiko-Grätsche noch gestoppt wurde.
Wagner geht "all in" - aber es gibt keine Torchance mehrRexhbeçaj feuerte nach dieser Szene sofort gestenreich die Fankurve an, die auch durchaus reagierte. Und Augsburg erhöhte in der Folge tatsächlich den Druck, lief die Dortmunder schon am BVB-Strafraum an und generierte immer wieder Ballgewinne. Doch das Team von Niko Kovac verteidigte herausragend, blockte mehrfach die Schüsse von Kade, Claude-Maurice und Rieder ab, bevor es richtig gefährlich wurde - Kobel blieb weiterhin so gut wie beschäftigungslos.
Wagner erhöhte dann in der 81. Minute das Risiko und brachte gleichzeitig seine beiden Mittelstürmer: Samuel Essende und Philipp Tietz, zusammen 3,82 Meter groß und 180 Kilo schwer. Doch das doppelte Brecheisen kam nicht mehr zur Geltung. Augsburg versuchte zwar nochmal viel, blieb allerdings bis zum Schlusspfiff ohne eine einzige echte Torchance.
Augsburg in Stuttgart, Dortmund in Manchester und HamburgAugsburg und Coach Wagner stehen am kommenden beim VfB Stuttgart noch mehr unter Druck (Sonntag, 17.30 Uhr). Dortmund spielt am Mittwoch bei Manchester City in der Champions League (21 Uhr) und dann in der Liga am Samstag beim Hamburger SV (15.30 Uhr).
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