In Sachsen findest du die größte Ziegelsteinbrücke der Welt

Seit dem spektakulären Einsturz der Dresdner Carolabrücke steht es nicht so gut um den Ruf sächsischer Brücken. Doch ein massives Bauwerk kann (hoffentlich) so schnell nichts erschüttern: die Göltzschtalbrücke im Vogtland. Die Eisenbahnbrücke gilt als die größte Ziegelsteinbrücke der Welt und erstreckt sich über dem Tal der Göltzsch zwischen Reichenbach und Netzschkau.
Gebaut wurde die mächtige Brücke bereits im 19. Jahrhundert, genauer zwischen 1846 und 1851. Insgesamt gibt es 98 Bögen verteilt auf vier Etagen, und die Brücke ist 78 Meter hoch sowie 574 Meter lang. Noch heute verkehren Regionalzüge auf der Brücke, und sie ist nach wie vor ein funktionierender Bestandteil des Bahnnetzes.
Für die damalige Zeit galt die Errichtung dieser Brücke als technische Meisterleistung. Johann Andreas Schubert übernahm die statischen Berechnungen und entwickelte einen Entwurf für den heutigen Rekordhalter. Beim Bau wurden täglich etwa 50.000 Ziegelsteine verwendet, und bis zur Fertigstellung waren etwa 1700 Arbeiter beteiligt. Trauriger Fakt: 31 von ihnen kamen bei den Bauarbeiten ums Leben. Insgesamt sollen unglaubliche 26 Millionen Ziegelsteine verbaut worden sein.

Bei dem Bau der Göltzschtalbrücke mussten 31 Arbeiter ihr Leben lassen.
Quelle: imago images/Eberhard Thonfeld
2009 wurde die Göltzschtalbrücke von der Bundesingenieurkammer in die Liste der Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland aufgenommen. Heute wird die Freifläche vor der Brücke oft für Open-Air-Veranstaltungen genutzt, außerdem gibt es beschilderte Wander- und Radwege entlang der Brücke. Das Betreten der Brücke ist aber ausnahmslos verboten.
Möchtest du die Göltzschtalbrücke aus nächster Nähe betrachten, kannst du das mit einem Städtetrip nach Zwickau, Chemnitz oder Dresden verbinden. Von Dresden aus erreichst du die Brücke mit dem Auto in eineinhalb Stunden, mit dem Zug sind es knapp zweieinhalb Stunden. Ebenfalls nicht weit entfernt sind beliebte tschechische Urlaubsorte wie Karlsbad oder Marienbad.

Noch heute wird die Brücke für den Eisenbahnverkehr genutzt.
Quelle: imago images/imagebroker
Der Fremdenverkehrsverein Nördliches Vogtland bietet regelmäßig zwischen Ostern und Oktober öffentliche Führungen an, immer am letzten Sonntag im Monat um 13 Uhr. Treffpunkt ist der Parkplatz 1.
2020 hat sich die Stadt Reichenbach sogar darum bemüht, dass die Brücke als Weltkulturerbe anerkannt wird. Doch der Wunsch wurde 2023 ausgeschlagen, wie der „MDR“ berichtete. Die Gründe dafür waren zu viele Umbauten vor allem am Brückenkopf, die an der Brücke stattgefunden haben.
In der jüngeren Vergangenheit machte die Brücke auch traurige Schlagzeilen und wurde als „Todesbrücke“ bekannt. Vor allem Anfang der 2000er gab es immer wieder Meldungen über Menschen in Krisensituationen, die das Bauwerk mit seiner imposanten Höhe als letzten Ausweg nutzten. Nachdem sich die Fälle gehäuft hatten, wurden Zäune und Warnschilder installiert, doch die historische sowie architektonische Bedeutung verhinderten strengere Maßnahmen. Auch die Polizei bewachte die Göltzschtalbrücke regelmäßig.
Es ist wichtig, bei psychischen Krisen Hilfe zu suchen. In Deutschland gibt es die Telefonseelsorge, die unter den Nummern 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 kostenfrei und anonym erreichbar ist.
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rnd