Xenia Bous: Bei der deutschen Designerin finden Sie die schönsten skulpturalen Schmuckstücke

Schmuckdesignerin Xenia Bous: "Es ist nicht einfach, mit dem Tempo der Mode mitzuhalten"
Auch die Modewelt wird immer gehetzter, mittlerweile prüfen Algorithmen Trends auf Verkäuflichkeit. Auf kollektionsunabhängiges Design zu setzen, ist also ein Statement. Xenia Bous arbeitet schon eine Weile so. Die Schmuckdesignerin gründete ihr Label 2015, um der Schnelllebigkeit zu entkommen, die sie bei ihrer Arbeit für Designhäuser wie Gucci, Valentino oder Elie Saab erlebte. "Es ist nicht einfach, mit dem Tempo der Mode mitzuhalten", sagt sie. "Meine eigenen Designs geben mir die Freiheit, mir die Zeit zu nehmen, die ich brauche, um jedes Stück so lange zu formen, bis es für mich perfekt ist – was ein ziemlicher Luxus ist." Funktioniert auch nur, weil die Designerin mit ihrer Marke etwas weniger proftorientiert ist, da sie die Stücke neben ihrer Arbeit in der High-Fashion-Branche fertigt. "Die parallele Arbeit für andere Marken hat mir die fnanzielle Unabhängigkeit gegeben, mein Label kompromisslos und in meinem eigenen Tempo zu entwickeln."
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Xenia Bous hat mit ihrem Schmucklabel ein paar Gänge zurückgeschaltet.
Und diese Freiheit zahlt sich aus: Mit ihren extravaganten, skulpturalen Stücken, zeitlos und zeitgenössisch zugleich, hat sie sich einen treuen, äußerst diversen Kund:innenstamm aufgebaut. "Ich wollte nie, dass mein Schmuck nur für einen bestimmten Typ Mensch gedacht ist. Ich fnde es eher interessant, wie unterschiedlich meine Stücke eingesetzt werden können: lässig mit Hoodie oder auch elegant mit Abendkleid. Es war immer mein Ziel, Schmuck zu kreieren, der die Individualität des:der Träger:in hervorhebt", so Bous. Dabei begeistere sie vor allem, wenn es Freund:innen sind, die ihren Schmuck gerne tragen. "Natürlich ist es auch toll, Celebritys mit den eigenen Kreationen zu sehen – aber da bin ich eher unaufgeregt. Viel wichtiger ist mir, dass der Schmuck den Menschen gefällt, die ihn tatsächlich tragen." Einfach ist es jedoch nicht, so entschieden gegen den Rhythmus der Mode zu arbeiten, das merkt Xenia Bous immer wieder: "Schon lange vor der Gründung meines Labels habe ich Einzelstücke entworfen und hatte die Möglichkeit, sie in Concept-Stores zu verkaufen. Einmal wollte ein großes amerikanisches Nobelkaufhaus meine Kollektion ins Sortiment aufnehmen, allerdings nur unter der Bedingung, dass ich meine Designs deutlich verkleinere und farblich neutralisiere. Da meine damalige Kollektion aber ausschließlich aus riesigen Emailleplatten in Neonfarben bestand, kam das für mich nicht infrage."
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In Hamburg, wo die in Trier geborene Bous seit 20 Jahren lebt, gab es dagegen immer wieder Boutiquen, welche die Designs in ihr Sortiment aufnahmen. Selbst ist Xenia Bous allerdings noch nie aktiv auf die Suche nach potenziellen Verkaufsstellen gegangen, denn der stationäre Handel erschwert das zeitlose Geschäftsmodell zusätzlich: "Ich setze auf eine sich langsam verändernde Stammkollektion, während viele Geschäfte bereits nach einer Saison etwas Neues im Sortiment haben möchten." Genauso ungezwungen handhabt die Designerin das Thema Perfektion. "Wenn ich anfange, meine Stücke zu formen, ist das sehr intuitiv. Ich habe meist eine vage Idee im Kopf, beginne dann zu modellieren, und am Ende ist das Ergebnis oft anders als meine ursprüngliche Vorstellung. Etwas zu entwerfen, das dann maschinell umgesetzt wird, funktioniert für mich nicht – das wird meistens zu perfekt. Ich muss es selbst ausprobieren und ein Element des Zufalls zulassen." Für ihre Stücke arbeitet die Designerin seit 25 Jahren mit dem gleichen Familienbetrieb aus Rom zusammen, dort werden auch Prototypen des Schmucks realisiert, den sie in freier Mitarbeit für andere Häuser designt. Außerdem können dort alle ihre Stücke wieder neu emailliert werden. Ob sie auch privat noch gerne auf Schmuck setzt, wenn sie durch ihre Arbeit tagtäglich davon umgeben ist? "Na klar trage ich meine Stücke gerne selbst! In der Werkstatt lasse ich den Schmuck lieber weg, aber wenn ich ausgehe, dürfen meine 'Spooning Earrings' nicht fehlen."
Dieser Artikel ist Teil unserer Septemberausgabe, die seit dem 23.08.2025 im Handel erhältlich ist.
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