Frankfurt Art Experience 2025: Von Graffiti bis Hochkultur

Vom anonymen Sprüher, der für ein Wochenende die Illegalität gegen eine Hauswand tauscht, bis zum 190.000-Euro-Werk eines internationalen Stars: Zum Saisonstart der Frankfurter Galerien prallen Welten aufeinander. Ein Rundgang durch eine Stadt voller Energie und Widersprüche.
„Ich frage mich die ganze Zeit, ob das hier eine Maus ist“, sagt eine Besucherin und lacht. Die vermeintliche Maus ziert ein Gemälde von Benjamin Burkard in der Galerie Mühlfeld & Stohrer. Seine Motive, oft Fabeltiere oder sanft blickende Ritter, verbindet er mit digitalen, verpixelten Elementen.
Zum Saisonstart öffneten am Wochenende rund 50 Galerien. Die Resonanz war enorm: 12.000 Besucher verwandelten die Galerienviertel in pulsierende Treffpunkte und bewiesen, dass Frankfurt Hunger auf Kunst hat. Bis spät in den Abend flanierten sie von Ausstellung zu Ausstellung, während in den Galerien und auf den Straßen die Kunst im Mittelpunkt stand.
Vom Stromkasten zur Fassade: Street-Art als Teil des EventsEiner der ungewöhnlichsten Teilnehmer ist der Graffiti-Künstler „Peng“. Seine Strichmännchen lachen Passanten sonst illegal von Stromkästen und Mauern an. Für das Galerienwochenende besprühte er ganz legal eine Fassade in der Kaiserstraße 46.
So provokant die Kunst in der Kaiserstraße war, so persönlich wurde es nur wenige Straßen weiter. Die Frankfurter Kunstszene nahm Abschied von Anita Beckers, einer ihrer prägendsten Figuren. In ihrer Galerie herrschte eine besondere Dichte – nicht nur wegen des großen Andrangs, sondern weil der Abschied für jeden spürbar im Raum lag.

Eine große Fotowand erinnerte an Momente aus ihrem Leben. Ihr Lebenswerk soll weiterleben, wie Galerie-Direktorin Nina Moessle erklärt: „Ein Übergang war schon länger geplant, sein abrupter Eintritt natürlich nicht. Wir führen die Galerie aber weiter – ganz in Anitas Sinn.“
Internationale Kunststars und ihre Sammler in FrankfurtBei Bärbel Grässlin stellt der international gefragte Spanier Secundino Hernández aus. Seine meterhohen Gemälde erzielen auf Auktionen Preise von weit über 100.000 Euro; eines in der Galerie kostet 190.000 Euro. „Die Werke sind so teuer, weil er in seiner Kunst der beste der Welt ist“, sagt Bernard Soens. Er sammelt Hernández’ Kunst seit über 25 Jahren und reiste eigens aus Flandern an.
Aus der Ferne wirken die Gemälde wie geschwärzte Leinwände. Erst aus der Nähe offenbaren sie ihre Tiefe: unzählige eingefärbte Stofffetzen, zu einem Ganzen vernäht. „Die Ausstellung ist optimistisch, nicht düster“, erklärt der Künstler. „Das Ziel ist es, die Farbe zu erkennen, nicht die Dunkelheit.“
Vielleicht zeigte dieses Wochenende vor allem eines: dass es bei Kunst nicht nur um das Werk an der Wand geht, sondern um die Impulse, die sie freisetzt. Um einen Optimismus, der weit über die Galeriewände hinausstrahlte und in den angeregten Gesprächen bei einem Glas Wein lebendig wurde, als die Besucher bis spät in den Abend auf den Straßen zusammenstanden, fachsimpelten und lachten.
Viele der Ausstellungen sind noch mehrere Wochen geöffnet.
top-magazin-frankfurt